Nachdem es mir bei einem bescheuerten Sturz eine Schultersehne komplett abgerissen hat und sie nun wieder angetackert ist und der Heilungsprozess samt Physiotherapien gute Fortschritte macht, geht es mit dem Bericht weiter.
Man nehme einen Zylinderkopf und fängt an ihn zu bearbeiten. Die auszuführenden Arbeiten:
-Auffräsen und glätten der Ein- und Auslasskanäle
-Polieren der Ein- und Auslassventile
-3 Winkel Ventilsitzschliff. Einlassseite mit 70, 45, 30 Grad, Auslassseite mit 75, 45, 15 Grad.
-Ventilsitzbreite einlassseitig ca. 1.4 mm, auslassseitig ca. 1.6 mm
15.03.2020, 11:47 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15.03.2020, 11:49 von CCRP.)
woher weiss man wieviel Leistung man bekommt ohne auf einen Prüfstand eine Feineinstellung vorgenommen zu haben?
bzw. wird am Steuergerät nie nachgestellt bei grundlegenden Änderungen?
(15.03.2020, 11:47)CCRP schrieb: woher weiss man wieviel Leistung man bekommt ohne auf einen Prüfstand eine Feineinstellung vorgenommen zu haben?
bzw. wird am Steuergerät nie nachgestellt bei grundlegenden Änderungen?
widerspricht irgendwie allem
Wer sagt dass das Steuergerät bzw. der Chip nicht angepasst wird? Klar wird er das.
15.03.2020, 11:55 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15.03.2020, 11:56 von CCRP.)
ja aber wie den, erklär das bitte auch mal. Prüffahrten auf Strasse mit WOT Abstimmung, Prüfstand wohl eher nicht oder reine Annahme mit Dosentune den ein anderer mal gemacht hat?
Es wird auf der Strasse abgestimmt. Dazu verwendet man unter anderem eine Breitband Sonde und macht gleichzeitig auf einem Laptop Aufzeichnungen von verschiedenen Lastzuständen inklusive WOT. Dann wird je nach dem entweder der Memcal oder Adapter entsprechend angepasst. Beim LT5 funktioniert das nicht wie bei den C5er und aufwärts wo man während des Messvorgangs Veränderungen vornehmen kann. Der Memcal muss jedes Mal komplett überschrieben werden. Es sei den man verwendet für ihn einen Adapter. Dann bleiben die Werkseinstellungen auf dem Memcal unangetastet und die neuen Parameter befinden sich auf dem Adapter auf welche das Steuergerät dann zurück greift. Man kommt sehr gut in der Abstimmung hin.
01.09.2020, 21:03 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.09.2020, 22:50 von SAM/CH ZR-1.)
Hier der Unterschied zwischen unbearbeiteten und bearbeiteten Einlasskanälen im Zylinderkopf. Die Grösse und Form dieser Kanäle hat einen merklichen Einfluss auf die spätere Leistungsentfaltung.
Wie rau oder glatt sollen die Kanäle auf der Einlassseite sein? Polieren dass man sich drin spiegeln kann oder ist es zu viel des Guten? Nun, eine 80er Schleifkörnung ist optimal. Es hat seine Gründe wieso Einlasskanäle leicht rau sein sollten. Auslasskanäle sollten wiederum glatt sein.
27.09.2020, 16:05 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.09.2020, 16:29 von SAM/CH ZR-1.)
Wie Eingangs erwähnt, wird ein 3-Winkel Ventilsitzschliff angewendet. Mehr als 3 Winkel bringen nebst zusätzlicher Arbeit kaum Vorteile. In der Vergangenheit wurden dazu Fräser von NEWAY verwendet. Leider hat der 46 Grad Winkelschliff nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht. Durch Zufall bin ich auf einen Fräser Hersteller in Indien gestossen und versuchte seine Produkte. Mit dem Ergebnis bin ich endlich zufrieden.
Beim 45 Grad Sitz sollte man es mit der Breite nicht untertreiben. Für Motoren welche für Renneinsätze verwendet und deshalb öfter zerlegt werden, kann man eine Ventilsitzbreite von 0.8 bis 1 mm wählen. Bei Motoren die tagtäglich über zig zehntausende von Kilometern benutzt und deshalb über Jahre nicht geöffnet und revidiert werden, sollte die Sitzbreite 1.4 mm nicht unterschreiten. Der 45 Grad Winkel bzw. dessen Sitzbreite hat auch einen Einfluss auf die Strömung der Luft.
29.09.2020, 17:41 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.09.2020, 19:37 von SAM/CH ZR-1.)
Es sind die Detail- bzw. Feinarbeiten welche ungemein viel Arbeit und Zeit in Anspruch nehmen. Nachdem die 3-Winkel Sitze von Hand gefräst wurden, ging es dann ans zeitraubenden Einschleifen der Ventile. Die allermeisten Motorinstandsteller machen sich kaum noch die Mühe, selber von Hand einzuschleifen. Stattdessen geht man hin und fräst den Ventilsitz im Zylinderkopf mit 46 Grad und den Sitz am Ventil mit 45 Grad. Auch wenn man damit Zeit spart, halte ich nicht viel von dieser Vorgehensweise. Stattdessen ziehe ich die traditionelle, zeitintensive Methode vor. Bei 32 Ventilen dauert dass locker mehr als einen Tag. Im Anschluss werden alle Ventile auf Dichtigkeit überprüft.
Beim Einschleifen von Hand muss man darauf achten dass ein gleichmässiges Schleifbild entsteht, also dass der 45 Grad Sitz rundherum laufende Rillen hat. Wenn man nicht gerade einen Motor für die Rennstrecke baut, gibt es einen Empfehlung in Bezug auf die Ventilsitzbreite. Sie kann bei fast jedem Motor angewendet werden.
Auf der Einlassseite sollte die Ventilsitzbreite etwa 3.5 - 4.5% vom Einlassventiltellerdurchmesser sein und auf der Auslassseite sind es etwa 5 - 5.5% vom Auslassventildurchmesser. Beim Auslassventil ist die Einhaltung der Sitzbreite besonders wichtig damit das Ventil seine Wärme an den Sitzring abführen kann. Bei einer zu schmalen Breite kann das Ventil verbrennen.
Während der Motorbetriebs drehen sich die Ventile samt Federn, d.h. die Ventile schleifen sich weiter ein und bleiben somit lange dicht.
Damit man sich in etwa vorstellen kann, was gemeint ist, hier ein Video von einem Motorradmotor. https://www.youtube.com/watch?v=c8hqoE1_7bA
Mir fällt auf, dass auch im Ventilbereich der Brennraumrand bei weitem nicht bis an die Laufbuchse reicht. Würde hier nicht eine Vergrößerung nach außen eine verbesserte Atmung bringen, ev. in Verbindung mit größeren Ventilen? Die Einbußen beim Verdichtungsverhältnis könnte man ja durch kleinere Kolbenmulden wieder zurückholen.
30.09.2020, 10:43 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.09.2020, 11:23 von SAM/CH ZR-1.)
(29.09.2020, 20:29)Ralf. P. schrieb: Mir fällt auf, dass auch im Ventilbereich der Brennraumrand bei weitem nicht bis an die Laufbuchse reicht. Würde hier nicht eine Vergrößerung nach außen eine verbesserte Atmung bringen, ev. in Verbindung mit größeren Ventilen? Die Einbußen beim Verdichtungsverhältnis könnte man ja durch kleinere Kolbenmulden wieder zurückholen.
Gruß
Gut beobachtet. Schön wenn interessierte Leser aktiv mitmachen. Bei den 2 vorgängigen Fotos ging es darum, aufzuzeigen, wie ein Mehrwinkelschliff aussieht und wie ein Ventil einzuschleifen ist. Der Brennraum erhält noch vereinzelte Anpassungen. Die Verwendung von grösseren Ventilen ist auch eine Kostenfrage. Nicht jeder will diesen finanziellen Aufwand auf sich nehmen zumal in dem Beispiel hier die mögliche Mehrleistung bescheiden wäre. Viel mehr Sinn machen grössere Ventile bei einer 4.125" Bohrung.
Wenn man die Tellerfläche der beiden Serien LT5 Ventile zusammen rechnet, würde sie einem einzelnen 55 mm Ventil entsprechen. Zum Vergleich: Der LS7 hat ein 56 mm Einlassventil.
Das Verdichtungsverhältnis wird von serienmässigen 11:1 auf 12:1 angehoben.