22.01.2011, 09:27
Danke für den Trommelwirbel Markus!
Jetzt warten wir mal ab - vielleicht kommen ja noch ein paar dazu, wenn mal die ersten Bilder (von Oliver oder mir) des Location-Checks eintrudeln...
Schönes Wetter (gepaart mit Zeit) an einem Sonntag wäre jetzt mal wichtig!
Kultur:
Schloss Guttenburg liegt nahe Kraiburg am Inn, im Ortsteil Guttenburg.
Um 1285 ließ Herzog Heinrich XIII. (Bayern) durch seinen Ministerialen Heinrich von Taufkirchen hoch über dem rechten Innufer auf einem kleinen Bergsporn die Burg Guttenburg errichten. Sein Hauptgegner, Erzbischof Rudolf, beschwerte sich umsonst über den Burgbau.
Im Bayerischen Krieg von 1422 brannte die Burg Guttenburg aus.
Um 1660/70 und im 18. Jahrhundert wurde die Burg zum Schloss mit einer barocken Gartenanlage umgestaltet.
Bis 1824 gehörte sie den Tauffkirchnern, die 1639 in den Reichsfreiherrenstand und 1684 in den Reichsgrafenstand erhoben wurden.
1999 kaufte Nico Forster das Schloss und renoviert es.
Im Schlosspark sind zudem zwei russische Flugzeuge ausgestellt, eine Antonow An-2 und ein Mig-Kampfjet.
Kunst:
Anlässlich des Förderpreises für Architektur der Stadt München, der 1999 an Hermann Hiller verliehen wurde, zeigt die Architekturgalerie München die Ausstellung "Helden haben kein Gepäck". Schwerpunkt der Präsentation sind die Projekte bei Schloss Guttenburg, bei der u.a. ein Neubau als Ausstellungsgebäude entsteht. Der Neubau ist ein Vorhaben bei dem Nico Forster und Hermann Hiller die Möglichkeiten des aktuellen Bauens an die Grenzen treiben und eine Architektur des Experimentes und des Experimentierens dem Endprodukt Haus voranstellen.
Zitat Nico Foster: "Das Schloß ist Überfluß an Schönheit und Überfluß an Kreativität in einem Zeitraum, der etwa tausend Jahre umfaßt. Von den Menschen, die dort lebten, hat sich jeder überlegt: Was kann ich an Schönheit hinzufügen und welchen Lebenswert stellt das dar. Das ist es, was mich an der Burg und am Neubau fasziniert: Das Leben für die Schönheit, etwas zu gestalten, etwas zu verwandeln, etwas zu bewegen. Und auch der Einsatz, für die Schönheit schlimmstenfalls pleite zu gehen. Das begeistert mich einfach."
Presse:
WELT online vom 08.12.2002
Nico findet einen Schatz.
Er machte Geld am Neuen Markt - und gibt es für alte Häuser aus. Nico Forster, Aufsichtsratsvorsitzender der Drillisch-AG, sammelt und saniert Baudenkmäler
Es könnte so einfach sein. Die Millionen aus dem Neuen Markt. Das Schloss in Oberbayern. Die Jaguar-Sammlung. Der silberne Ferrari. Die Araber-Pferde. Diese Attribute des Erfolgs, die das Klischee bedienen und immer verstanden werden: Da hat einer Geld und Prestigebewusstsein. Nico Forster hat das Geld und alles andere hat er auch. Aber die Fassade seines Schlosses ist fleckig, die Auffahrt ein Matschweg, und manche Jaguars sind schrottreif. Die Pferde reiten andere, und den Ferrari bewegt er höchstens zweimal im Jahr. Vielleicht ist Prestige Nico Forster egal. Und vielleicht versteht ihn hier deshalb keiner.
Nico Forster, 40, studierter Philosoph, gründete Anfang der Neunziger mit einem Freund die Drillisch AG, einen Mobilfunkdienst. Das Unternehmen gehörte zu den Ersten, die 1998 an der neuen Technologiebörse notiert waren und verzeichnete in Rekordzeit dreistellige Millionenumsätze. So ist Nico Forster reich geworden.
Vor drei Jahren kaufte er Schloss Guttenburg in Kraiburg im Inntal: ein 1000 Jahre altes Gebäude mit 40 Zimmern, 2800 Quadratmetern Fläche und einem Hektar Park drum herum, denkmalgeschützt und stark restaurierungsbedürftig. Der Preis betrug gut 1,2 Millionen Euro, weitere 2,3 Millionen hat er in die Sanierung gesteckt. Jetzt ist die Arbeit fast abgeschlossen, und das Missverständnis perfekt. „Wann wird denn das fertig?", fragen die Leute aus der Gegend, wenn sie die Räume mit den abgestoßenen Türen sehen, die Fragmente freigelegter Wandmalereien, die krummen Fensterbretter und alten Fenster. „Ein altes Haus ist keine Pralinenschachtel", sagt Nico Forster, der mit neuen Farben, Hochglanzparkett oder - ganz schlimm - Thermopane-Scheiben wenig anfangen kann, weil sie den Baudenkmälern die Würde des Alterns nehmen und ihre Geschichte für immer ersticken. Schon mit 24 verwendete er das Erbe, das ihm sein Vater hinterlassen hatte, um eine Bauernhof-Ruine zu kaufen und in Stand zu setzen und zum Entsetzen der Mutter, die darin keinerlei Investition in die Zukunft sehen konnte.
Seither fühlt Forster sich verantwortlich für alte Häuser. „Die Burg ist eine Mimose", sagt er. „An grauen Tagen macht sie sich klein und krumm, als sei sie depressiv, wenn die Sonne scheint, wirkt sie selbstbewusst und heiter." Er wohnt hier mit seiner Freundin und dem jüngeren, siebenjährigen, seiner beiden Söhne. Die Familie hat sich an die langen Wege und die kalten Flure zwischen Kinder- oder Arbeitszimmer gewöhnt, aber immer noch nicht an den Blick: Weil es im Umkreis von 30 Kilometern keinen höheren Platz gibt, können sie an klaren Tagen bis zu den Alpen schauen.
Im Herbst allerdings drückt der Wind auf die Wand und die alten Fenster. Dann schwingt der Boden wie eine Schiffsschaukel, er trägt ein paar Dachziegel weg und haut ein paar Scheiben raus. Aber das macht nichts. Die Burg gehört zur Familie. Sie ist wie ein schwieriges Kind, das umso mehr Liebe und Langmut braucht.
„Mir tun alte Häuser irgendwie Leid", sagt Nico Forster denn auch und sammelt sie unten im Ort ein wie streunende Hunde: Ein altes Speicherhaus, die frühere Metzgerei „Ameiser", die Ruine einer Brauereigaststätte - zehn Häuser hat er gekauft und will sie sanieren. Die Fachleute vom Denkmal-Amt schätzen diese Art der Konservierung, doch die Kraiburger überfordert sie.
Ohnehin ist ihnen der neue Schlossherr nicht geheuer: ein Mann, der einen Jaguar XK8 Cabrio mit Beton ausgießt, weil ihn die Freundin verlässt (die Freundin ist wieder da, der Beton längst entfernt und der Wagen wieder in Benutzung). Der einen ausrangierten russischen MiG-Düsenjäger vor dem Barockgarten postiert, weil der früher ein Kampffeld war („Ein Mahnmal für den Frieden" nennt das der benachbarte Golfklub hilflos auf seiner Website, ein „Bewegliches Baudenkmal" sagt Forster dazu). Ein Mann, der sein Riesengrundstück mit einer Langzeit-Baustelle, einer Kolonne stillgelegter Autos und einem schimmeligen Zirkuszelt zustellt, und es so in ein ganz und gar unproperes Areal verwandelt, so einer macht sich ja von selbst verdächtig.
Im Ort sind die Gerüchte anders, aber hartnäckig. Erstens hat Nico Forster sein Geld im Kokain-Handel verdient, zweitens wurde er als Waffenschieber reich, es kann aber auch sein, dass er, drittens, bei der Mafia ist. Auf jeden Fall steht fest: Alle, die am Ort was zu sagen haben, vom Bürgermeister bis zum Sparkassenleiter, hat er sowieso gekauft.
„Man kann sich die Provinz als Großstadtbürger nicht vorstellen", sagt Nico Forster, der in München geboren und aufgewachsen ist und sich jetzt manchmal wohl auch fühlt wie in den Filmen von Gerhardt Polt.
Also wird Nico Forster mit Anzeigen überzogen, von Steuerbeamten beäugt und von der Baubehörde überprüft. Er selbst reagiert darauf mit dem Ehrgeiz, die Gerüchte durch noch absurdere Geschichten zu übertrumpfen („Man muss immer in der Sprache antworten, die der andere versteht") und entwickelt einen immer eloquenteren Zynismus: „Ich habe keinen Zuschuss von 9000 Euro fürs Sanieren bekommen, sondern eine Teilauszahlung der Mehraufwendungen für Behördentermine", sagt er und ist nebenbei zum Juristen im zweiten Bildungsweg geworden.
Er sagt solche Sätze mit einer aasigen Lust am Absurden. Es klingt amüsiert, aber auch ein bisschen gekränkt. Und verblüfft. Nico Forster hat sich nie viel sagen lassen von Eltern, Lehrern, anderen Leuten. Die Drillisch-AG hat er als Abenteuer begriffen, und sein Leben wie einen Versuchsaufbau und damit diesen Erfolg gehabt. Dass ausgerechnet er, ein Pionier am Neuen Markt, der auch nach dessen Niedergang unternehmerische Substanz bewiesen hat, dass ausgerechnet einer wie er im Dickicht der Bürokratie und vom Misstrauen jener ausgebremst wird, von denen er selbst doch gar nichts will, das trifft ihn wohl doch. „Jeder Traum hat seinen Preis", sagt er. „Aber der Preis ist nicht das Vermögen, das man dafür ausgibt".
Doch jetzt baut er neben dem Schloss ein zweites, „sonst geht man noch ganz und gar bedeutungslos unter", sagt er trocken. Der Bau ist fast 100 Meter lang, geht auf wenige, assoziative Handskizzen zurück und schmiegt sich so in den Hang, dass man ihn von der eine Seite kaum, von der anderen aber schon aus vielen Kilometern Entfernung sehen wird. Es ist eine leicht spielerische Architektur, mit viel Glas und Aluminium, die gewissermaßen in Eigenhilfe von Forster, dem Architekten und ein paar befreundeten Künstlern gebaut wird. Sie begreifen das Ganze als Selbsterfahrung auf fachlich hohem Niveau, haben ein Päckchen Dogmen geschultert, die zu lustig sind, um ganz ernst zu sein, aber auch zu plausibel, um nur als Klamauk zu gelten.
Was reinkommen soll in das Gebäude, ist noch nicht klar. Vielleicht ein Teil der skurrilen Sammlung aus Bildern, Möbeln und Bildbänden, die Nico Forster in aller Welt zusammenkauft. Vielleicht eine Galerie für Wechselausstellungen, vielleicht ein türkisches Bad nebst Restaurant, wer weiß das schon? Alles ist möglich. Und wenn Nico Forster davon erzählt, weiß man nie so recht, wo die Fakten enden und das Fabulieren beginnt, aber schlau ist es immer und unterhaltsam sowieso. Nico Forsters liebstes Kinderbuch hieß „Nico findet einen Schatz", und heute, sagt er, inszeniert er die Geschichte dieses schüchternen Jungen, der sich für Geld nicht interessiert und es vielleicht deshalb bekommt, als Erwachsener nach. Manchmal ist der Preis für einen Traum ein Schatz.
Adresse:
Typisch für ein Schloß - die Adresse besteht lediglich aus der PLZ: 84559 Kraiburg (Inn)-Guttenburg
...und nirgendwo im Netz, außer vom Schloßgebäude selbst, gibt es Fotos vom morbiden Gesamtkunstwerk. Es bleibt also weiter spannend!
Grüße, Thomas
PS: Archivbild eines MIG-17 Denkmals
Vielleicht so ähnlich???
Jetzt warten wir mal ab - vielleicht kommen ja noch ein paar dazu, wenn mal die ersten Bilder (von Oliver oder mir) des Location-Checks eintrudeln...
Schönes Wetter (gepaart mit Zeit) an einem Sonntag wäre jetzt mal wichtig!
Kultur:
Schloss Guttenburg liegt nahe Kraiburg am Inn, im Ortsteil Guttenburg.
Um 1285 ließ Herzog Heinrich XIII. (Bayern) durch seinen Ministerialen Heinrich von Taufkirchen hoch über dem rechten Innufer auf einem kleinen Bergsporn die Burg Guttenburg errichten. Sein Hauptgegner, Erzbischof Rudolf, beschwerte sich umsonst über den Burgbau.
Im Bayerischen Krieg von 1422 brannte die Burg Guttenburg aus.
Um 1660/70 und im 18. Jahrhundert wurde die Burg zum Schloss mit einer barocken Gartenanlage umgestaltet.
Bis 1824 gehörte sie den Tauffkirchnern, die 1639 in den Reichsfreiherrenstand und 1684 in den Reichsgrafenstand erhoben wurden.
1999 kaufte Nico Forster das Schloss und renoviert es.
Im Schlosspark sind zudem zwei russische Flugzeuge ausgestellt, eine Antonow An-2 und ein Mig-Kampfjet.
Kunst:
Anlässlich des Förderpreises für Architektur der Stadt München, der 1999 an Hermann Hiller verliehen wurde, zeigt die Architekturgalerie München die Ausstellung "Helden haben kein Gepäck". Schwerpunkt der Präsentation sind die Projekte bei Schloss Guttenburg, bei der u.a. ein Neubau als Ausstellungsgebäude entsteht. Der Neubau ist ein Vorhaben bei dem Nico Forster und Hermann Hiller die Möglichkeiten des aktuellen Bauens an die Grenzen treiben und eine Architektur des Experimentes und des Experimentierens dem Endprodukt Haus voranstellen.
Zitat Nico Foster: "Das Schloß ist Überfluß an Schönheit und Überfluß an Kreativität in einem Zeitraum, der etwa tausend Jahre umfaßt. Von den Menschen, die dort lebten, hat sich jeder überlegt: Was kann ich an Schönheit hinzufügen und welchen Lebenswert stellt das dar. Das ist es, was mich an der Burg und am Neubau fasziniert: Das Leben für die Schönheit, etwas zu gestalten, etwas zu verwandeln, etwas zu bewegen. Und auch der Einsatz, für die Schönheit schlimmstenfalls pleite zu gehen. Das begeistert mich einfach."
Presse:
WELT online vom 08.12.2002
Nico findet einen Schatz.
Er machte Geld am Neuen Markt - und gibt es für alte Häuser aus. Nico Forster, Aufsichtsratsvorsitzender der Drillisch-AG, sammelt und saniert Baudenkmäler
Es könnte so einfach sein. Die Millionen aus dem Neuen Markt. Das Schloss in Oberbayern. Die Jaguar-Sammlung. Der silberne Ferrari. Die Araber-Pferde. Diese Attribute des Erfolgs, die das Klischee bedienen und immer verstanden werden: Da hat einer Geld und Prestigebewusstsein. Nico Forster hat das Geld und alles andere hat er auch. Aber die Fassade seines Schlosses ist fleckig, die Auffahrt ein Matschweg, und manche Jaguars sind schrottreif. Die Pferde reiten andere, und den Ferrari bewegt er höchstens zweimal im Jahr. Vielleicht ist Prestige Nico Forster egal. Und vielleicht versteht ihn hier deshalb keiner.
Nico Forster, 40, studierter Philosoph, gründete Anfang der Neunziger mit einem Freund die Drillisch AG, einen Mobilfunkdienst. Das Unternehmen gehörte zu den Ersten, die 1998 an der neuen Technologiebörse notiert waren und verzeichnete in Rekordzeit dreistellige Millionenumsätze. So ist Nico Forster reich geworden.
Vor drei Jahren kaufte er Schloss Guttenburg in Kraiburg im Inntal: ein 1000 Jahre altes Gebäude mit 40 Zimmern, 2800 Quadratmetern Fläche und einem Hektar Park drum herum, denkmalgeschützt und stark restaurierungsbedürftig. Der Preis betrug gut 1,2 Millionen Euro, weitere 2,3 Millionen hat er in die Sanierung gesteckt. Jetzt ist die Arbeit fast abgeschlossen, und das Missverständnis perfekt. „Wann wird denn das fertig?", fragen die Leute aus der Gegend, wenn sie die Räume mit den abgestoßenen Türen sehen, die Fragmente freigelegter Wandmalereien, die krummen Fensterbretter und alten Fenster. „Ein altes Haus ist keine Pralinenschachtel", sagt Nico Forster, der mit neuen Farben, Hochglanzparkett oder - ganz schlimm - Thermopane-Scheiben wenig anfangen kann, weil sie den Baudenkmälern die Würde des Alterns nehmen und ihre Geschichte für immer ersticken. Schon mit 24 verwendete er das Erbe, das ihm sein Vater hinterlassen hatte, um eine Bauernhof-Ruine zu kaufen und in Stand zu setzen und zum Entsetzen der Mutter, die darin keinerlei Investition in die Zukunft sehen konnte.
Seither fühlt Forster sich verantwortlich für alte Häuser. „Die Burg ist eine Mimose", sagt er. „An grauen Tagen macht sie sich klein und krumm, als sei sie depressiv, wenn die Sonne scheint, wirkt sie selbstbewusst und heiter." Er wohnt hier mit seiner Freundin und dem jüngeren, siebenjährigen, seiner beiden Söhne. Die Familie hat sich an die langen Wege und die kalten Flure zwischen Kinder- oder Arbeitszimmer gewöhnt, aber immer noch nicht an den Blick: Weil es im Umkreis von 30 Kilometern keinen höheren Platz gibt, können sie an klaren Tagen bis zu den Alpen schauen.
Im Herbst allerdings drückt der Wind auf die Wand und die alten Fenster. Dann schwingt der Boden wie eine Schiffsschaukel, er trägt ein paar Dachziegel weg und haut ein paar Scheiben raus. Aber das macht nichts. Die Burg gehört zur Familie. Sie ist wie ein schwieriges Kind, das umso mehr Liebe und Langmut braucht.
„Mir tun alte Häuser irgendwie Leid", sagt Nico Forster denn auch und sammelt sie unten im Ort ein wie streunende Hunde: Ein altes Speicherhaus, die frühere Metzgerei „Ameiser", die Ruine einer Brauereigaststätte - zehn Häuser hat er gekauft und will sie sanieren. Die Fachleute vom Denkmal-Amt schätzen diese Art der Konservierung, doch die Kraiburger überfordert sie.
Ohnehin ist ihnen der neue Schlossherr nicht geheuer: ein Mann, der einen Jaguar XK8 Cabrio mit Beton ausgießt, weil ihn die Freundin verlässt (die Freundin ist wieder da, der Beton längst entfernt und der Wagen wieder in Benutzung). Der einen ausrangierten russischen MiG-Düsenjäger vor dem Barockgarten postiert, weil der früher ein Kampffeld war („Ein Mahnmal für den Frieden" nennt das der benachbarte Golfklub hilflos auf seiner Website, ein „Bewegliches Baudenkmal" sagt Forster dazu). Ein Mann, der sein Riesengrundstück mit einer Langzeit-Baustelle, einer Kolonne stillgelegter Autos und einem schimmeligen Zirkuszelt zustellt, und es so in ein ganz und gar unproperes Areal verwandelt, so einer macht sich ja von selbst verdächtig.
Im Ort sind die Gerüchte anders, aber hartnäckig. Erstens hat Nico Forster sein Geld im Kokain-Handel verdient, zweitens wurde er als Waffenschieber reich, es kann aber auch sein, dass er, drittens, bei der Mafia ist. Auf jeden Fall steht fest: Alle, die am Ort was zu sagen haben, vom Bürgermeister bis zum Sparkassenleiter, hat er sowieso gekauft.
„Man kann sich die Provinz als Großstadtbürger nicht vorstellen", sagt Nico Forster, der in München geboren und aufgewachsen ist und sich jetzt manchmal wohl auch fühlt wie in den Filmen von Gerhardt Polt.
Also wird Nico Forster mit Anzeigen überzogen, von Steuerbeamten beäugt und von der Baubehörde überprüft. Er selbst reagiert darauf mit dem Ehrgeiz, die Gerüchte durch noch absurdere Geschichten zu übertrumpfen („Man muss immer in der Sprache antworten, die der andere versteht") und entwickelt einen immer eloquenteren Zynismus: „Ich habe keinen Zuschuss von 9000 Euro fürs Sanieren bekommen, sondern eine Teilauszahlung der Mehraufwendungen für Behördentermine", sagt er und ist nebenbei zum Juristen im zweiten Bildungsweg geworden.
Er sagt solche Sätze mit einer aasigen Lust am Absurden. Es klingt amüsiert, aber auch ein bisschen gekränkt. Und verblüfft. Nico Forster hat sich nie viel sagen lassen von Eltern, Lehrern, anderen Leuten. Die Drillisch-AG hat er als Abenteuer begriffen, und sein Leben wie einen Versuchsaufbau und damit diesen Erfolg gehabt. Dass ausgerechnet er, ein Pionier am Neuen Markt, der auch nach dessen Niedergang unternehmerische Substanz bewiesen hat, dass ausgerechnet einer wie er im Dickicht der Bürokratie und vom Misstrauen jener ausgebremst wird, von denen er selbst doch gar nichts will, das trifft ihn wohl doch. „Jeder Traum hat seinen Preis", sagt er. „Aber der Preis ist nicht das Vermögen, das man dafür ausgibt".
Doch jetzt baut er neben dem Schloss ein zweites, „sonst geht man noch ganz und gar bedeutungslos unter", sagt er trocken. Der Bau ist fast 100 Meter lang, geht auf wenige, assoziative Handskizzen zurück und schmiegt sich so in den Hang, dass man ihn von der eine Seite kaum, von der anderen aber schon aus vielen Kilometern Entfernung sehen wird. Es ist eine leicht spielerische Architektur, mit viel Glas und Aluminium, die gewissermaßen in Eigenhilfe von Forster, dem Architekten und ein paar befreundeten Künstlern gebaut wird. Sie begreifen das Ganze als Selbsterfahrung auf fachlich hohem Niveau, haben ein Päckchen Dogmen geschultert, die zu lustig sind, um ganz ernst zu sein, aber auch zu plausibel, um nur als Klamauk zu gelten.
Was reinkommen soll in das Gebäude, ist noch nicht klar. Vielleicht ein Teil der skurrilen Sammlung aus Bildern, Möbeln und Bildbänden, die Nico Forster in aller Welt zusammenkauft. Vielleicht eine Galerie für Wechselausstellungen, vielleicht ein türkisches Bad nebst Restaurant, wer weiß das schon? Alles ist möglich. Und wenn Nico Forster davon erzählt, weiß man nie so recht, wo die Fakten enden und das Fabulieren beginnt, aber schlau ist es immer und unterhaltsam sowieso. Nico Forsters liebstes Kinderbuch hieß „Nico findet einen Schatz", und heute, sagt er, inszeniert er die Geschichte dieses schüchternen Jungen, der sich für Geld nicht interessiert und es vielleicht deshalb bekommt, als Erwachsener nach. Manchmal ist der Preis für einen Traum ein Schatz.
Adresse:
Typisch für ein Schloß - die Adresse besteht lediglich aus der PLZ: 84559 Kraiburg (Inn)-Guttenburg
...und nirgendwo im Netz, außer vom Schloßgebäude selbst, gibt es Fotos vom morbiden Gesamtkunstwerk. Es bleibt also weiter spannend!
Grüße, Thomas
PS: Archivbild eines MIG-17 Denkmals
Vielleicht so ähnlich???