15.01.2009, 13:00
Autobranche
Pkw-Neuzulassungen auf 15-Jahres-Tief
15.01.2009
2008 war das schwärzeste Jahr für die europäische Autoindustrie seit langem. Der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) hat errechnet, dass so wenig Autos neu zugelassen worden sind wie vor 15 Jahren. Aber zwei Autobauer sind die großen Gewinner, und die kommen aus Deutschland.
HB BRÜSSEL. Die Pkw-Neuzulassungen in Europa sind im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 15 Jahren gesunken. Mit 14,7 Millionen Fahrzeugen habe der Rückgang knapp acht Prozent betragen, teilte der Verband der europäischen Automobilhersteller am Donnerstag mit und bestätigte damit die Zahlen des Verbandes der deutschen Automobilhersteller VDA vom Vortag.
Im Zuge der zunehmenden Finanz- und Wirtschaftskrise verloren die Käufer besonders in der zweiten Jahreshälfte die Lust am Autokauf. In Westeuropa fiel der Rückgang mit mehr als acht Prozent stärker aus als in den neuen EU-Mitgliedsstaaten, die ein Minus von knapp einem Prozent verbuchten.
Besonders hart getroffen wurden die Märkte in Island und Irland. Zweistellige Minusraten verbuchten aber auch die Volumenmärkte in Spanien, Italien und Großbritannien. In Deutschland ging die Nachfrage um rund zwei Prozent zurück. Zuwachsraten verzeichneten die Märkte in Belgien und der Schweiz sowie, gestützt von steuerlichen Maßnahmen, in Portugal und Finnland.
Die VW-Gruppe blieb trotz eines Rückgangs von 4,4 Prozent mit knapp über 3 Millionen Neuzulassungen der stärkste Hersteller in Europa. Von den Konzernmarken konnte allein Audi mit Plus 0,2 Prozent einen Zuwachs verbuchen. Die Premium-Wettbewerber BMW und Daimler verzeichneten Rückgänge von 3,5 Prozent beziehungsweise knapp sechs Prozent, wobei die Kernmarken BMW und Mercedes stärker Feder lassen mussten als die kleineren Konzernmarken. Positiv entwickelte sich die Daimler-Kleinwagenmarke smart, die um 7 Prozent zulegen konnte.
Von den europäischen Ablegern der US-Hersteller schlug sich Ford Motor mit einem Minus von rund vier Prozent noch besser als die GM-Tochter Opel, die ein Minus von 14 Prozent einstecken musste. Auch die französischen Hersteller und Fiat lagen, mit Ausnahme der rumänischen Renault-Tochter Dacia, im Minus.
Vom allgemeinen Negativtrend abkoppeln konnten sich die japanischen Hersteller Nissan Motor und Mazda Motor sowie die mittlerweile zum indischen Tata-Konzern gehörende Marke Jaguar.
UPDATE: Europas Pkw-Zulassungen auf tiefstem Stand seit 1993
15.01.2009 - 09:55
von Hans Bentzien
DOW JONES NEWSWIRES
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Pkw-Nachfrage ist in Europa im vergangenen Jahr eingebrochen, wobei die Absatzverluste in Deutschland vergleichsweise niedrig blieben und die deutschen Hersteller in der Krise Marktanteile hinzugewannen. Wie der Verband der Europäischen Autohersteller (ACEA) am Donnerstag mitteilte, sank die Zahl der neu in der EU und den EFTA-Staaten zugelassenen Pkw um 7,8% auf 14,712 Mio, das war der tiefste Stand seit 1993. Im Jahr 2007 waren 15,960 Mio Stück zugelassen worden.
In Westeuropa unterschritt der Absatz das Vorjahresniveau um 8,4%, alleine im vierten Quartal ging er um 19,3% zurück. Im Dezember sank der Absatz in den EU/EFTA-Staaten auf Jahressicht um 17,8% auf 924.646 Pkw. Besonders deutlich waren die Rückgänge im letzten Monat des Jahres in Irland (minus 49,9%), Spanien (minus 21,2%), Großbritannien (minus 15,8%) und Frankreich (minus 13,3%). In Deutschland belief sich das Minus auf 6,6%. In Westeuropa lag der Pkw-Absatz im Dezember um 18,5% unter dem Niveau des Vorjahresmonats.
Dabei mussten die deutsche Hersteller unterschiedlich hohe Absatzrückgänge hinnehmen. Bei der VW-Gruppe sank der Absatz im Dezember auf Jahressicht um 5,5% auf 190.924 Stück, bei Daimler um 15,4% auf 47.050 Fahrzeuge und bei der BMW-Gruppe um 20,5% auf 53.688 Stück. Über das Jahr gesehen sank der Absatz der VW-Gruppe um 4,2%, der Daimler-Absatz um 6,2% und der Absatz der BMW-Gruppe um 3,7%.
Dies war allerdings mit einem Zuwachs bei den Marktanteilen verbunden. Der Marktanteil der VW-Gruppe in den EU-27- und Efta-Staaten stieg 2008 auf 20,4% (Vorjahr: 19,5%), der Daimler-Marktanteil auf 5,7% (5,5%) und der Marktanteil von BMW auf 5,9% (5,6%). Wie der VDA mitteilte, steigerten die deutschen Hersteller ihren Marktanteil in Westeuropa 2008 um einen halben Prozentpunkt auf über 47%. In den neuen EU-Ländern blieb ihr Anteil mit rund 44% auf hohem Niveau.
Das laufende Jahr steht für die deutschen Automobilhersteller zwar im Zeichen eines stark in Mitleidenschaft gezogenen Verbrauchervertrauens, doch dürften sie auf der anderen Seite stark vom Konjunkturpaket der Regierung und anderen von der Politik gesetzten Rahmenbedingungen profitieren.
Als Teil des in dieser Woche vorgestellten Konjunkturpakets erhalten Fahrzeughalter eine Abwrackprämie von 2.500 EUR, wenn sie ihr altes Fahrzeuge stilllegen und ein neues Fahrzeug kaufen. Experten rechnen damit, dass dies die Zahl der Neuzulassungen um bis zu 300.000 erhöhen könnte.
Zudem will die Regierung die Kfz-Steuer bis zum Sommer in eine emissionsabhängige Steuer umwandeln, was den Kauf von Neuwagen gleichfalls attraktiver macht. Außerdem hat die Bundesregierung dazu beigetragen, dass die EU ihre Klimaschutzforderungen an die Kfz-Industrie so modifiziert, dass die deutschen Hersteller nicht ganz so hart betroffen sind wie zuvor befürchtet.
Pkw-Neuzulassungen auf 15-Jahres-Tief
15.01.2009
2008 war das schwärzeste Jahr für die europäische Autoindustrie seit langem. Der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) hat errechnet, dass so wenig Autos neu zugelassen worden sind wie vor 15 Jahren. Aber zwei Autobauer sind die großen Gewinner, und die kommen aus Deutschland.
HB BRÜSSEL. Die Pkw-Neuzulassungen in Europa sind im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 15 Jahren gesunken. Mit 14,7 Millionen Fahrzeugen habe der Rückgang knapp acht Prozent betragen, teilte der Verband der europäischen Automobilhersteller am Donnerstag mit und bestätigte damit die Zahlen des Verbandes der deutschen Automobilhersteller VDA vom Vortag.
Im Zuge der zunehmenden Finanz- und Wirtschaftskrise verloren die Käufer besonders in der zweiten Jahreshälfte die Lust am Autokauf. In Westeuropa fiel der Rückgang mit mehr als acht Prozent stärker aus als in den neuen EU-Mitgliedsstaaten, die ein Minus von knapp einem Prozent verbuchten.
Besonders hart getroffen wurden die Märkte in Island und Irland. Zweistellige Minusraten verbuchten aber auch die Volumenmärkte in Spanien, Italien und Großbritannien. In Deutschland ging die Nachfrage um rund zwei Prozent zurück. Zuwachsraten verzeichneten die Märkte in Belgien und der Schweiz sowie, gestützt von steuerlichen Maßnahmen, in Portugal und Finnland.
Die VW-Gruppe blieb trotz eines Rückgangs von 4,4 Prozent mit knapp über 3 Millionen Neuzulassungen der stärkste Hersteller in Europa. Von den Konzernmarken konnte allein Audi mit Plus 0,2 Prozent einen Zuwachs verbuchen. Die Premium-Wettbewerber BMW und Daimler verzeichneten Rückgänge von 3,5 Prozent beziehungsweise knapp sechs Prozent, wobei die Kernmarken BMW und Mercedes stärker Feder lassen mussten als die kleineren Konzernmarken. Positiv entwickelte sich die Daimler-Kleinwagenmarke smart, die um 7 Prozent zulegen konnte.
Von den europäischen Ablegern der US-Hersteller schlug sich Ford Motor mit einem Minus von rund vier Prozent noch besser als die GM-Tochter Opel, die ein Minus von 14 Prozent einstecken musste. Auch die französischen Hersteller und Fiat lagen, mit Ausnahme der rumänischen Renault-Tochter Dacia, im Minus.
Vom allgemeinen Negativtrend abkoppeln konnten sich die japanischen Hersteller Nissan Motor und Mazda Motor sowie die mittlerweile zum indischen Tata-Konzern gehörende Marke Jaguar.
UPDATE: Europas Pkw-Zulassungen auf tiefstem Stand seit 1993
15.01.2009 - 09:55
von Hans Bentzien
DOW JONES NEWSWIRES
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Pkw-Nachfrage ist in Europa im vergangenen Jahr eingebrochen, wobei die Absatzverluste in Deutschland vergleichsweise niedrig blieben und die deutschen Hersteller in der Krise Marktanteile hinzugewannen. Wie der Verband der Europäischen Autohersteller (ACEA) am Donnerstag mitteilte, sank die Zahl der neu in der EU und den EFTA-Staaten zugelassenen Pkw um 7,8% auf 14,712 Mio, das war der tiefste Stand seit 1993. Im Jahr 2007 waren 15,960 Mio Stück zugelassen worden.
In Westeuropa unterschritt der Absatz das Vorjahresniveau um 8,4%, alleine im vierten Quartal ging er um 19,3% zurück. Im Dezember sank der Absatz in den EU/EFTA-Staaten auf Jahressicht um 17,8% auf 924.646 Pkw. Besonders deutlich waren die Rückgänge im letzten Monat des Jahres in Irland (minus 49,9%), Spanien (minus 21,2%), Großbritannien (minus 15,8%) und Frankreich (minus 13,3%). In Deutschland belief sich das Minus auf 6,6%. In Westeuropa lag der Pkw-Absatz im Dezember um 18,5% unter dem Niveau des Vorjahresmonats.
Dabei mussten die deutsche Hersteller unterschiedlich hohe Absatzrückgänge hinnehmen. Bei der VW-Gruppe sank der Absatz im Dezember auf Jahressicht um 5,5% auf 190.924 Stück, bei Daimler um 15,4% auf 47.050 Fahrzeuge und bei der BMW-Gruppe um 20,5% auf 53.688 Stück. Über das Jahr gesehen sank der Absatz der VW-Gruppe um 4,2%, der Daimler-Absatz um 6,2% und der Absatz der BMW-Gruppe um 3,7%.
Dies war allerdings mit einem Zuwachs bei den Marktanteilen verbunden. Der Marktanteil der VW-Gruppe in den EU-27- und Efta-Staaten stieg 2008 auf 20,4% (Vorjahr: 19,5%), der Daimler-Marktanteil auf 5,7% (5,5%) und der Marktanteil von BMW auf 5,9% (5,6%). Wie der VDA mitteilte, steigerten die deutschen Hersteller ihren Marktanteil in Westeuropa 2008 um einen halben Prozentpunkt auf über 47%. In den neuen EU-Ländern blieb ihr Anteil mit rund 44% auf hohem Niveau.
Das laufende Jahr steht für die deutschen Automobilhersteller zwar im Zeichen eines stark in Mitleidenschaft gezogenen Verbrauchervertrauens, doch dürften sie auf der anderen Seite stark vom Konjunkturpaket der Regierung und anderen von der Politik gesetzten Rahmenbedingungen profitieren.
Als Teil des in dieser Woche vorgestellten Konjunkturpakets erhalten Fahrzeughalter eine Abwrackprämie von 2.500 EUR, wenn sie ihr altes Fahrzeuge stilllegen und ein neues Fahrzeug kaufen. Experten rechnen damit, dass dies die Zahl der Neuzulassungen um bis zu 300.000 erhöhen könnte.
Zudem will die Regierung die Kfz-Steuer bis zum Sommer in eine emissionsabhängige Steuer umwandeln, was den Kauf von Neuwagen gleichfalls attraktiver macht. Außerdem hat die Bundesregierung dazu beigetragen, dass die EU ihre Klimaschutzforderungen an die Kfz-Industrie so modifiziert, dass die deutschen Hersteller nicht ganz so hart betroffen sind wie zuvor befürchtet.