07.07.2008, 16:05
FTD: General Motors droht Markensterben
07.07.2008 - 14:18
Zuerst war es nur der Riesen-Spritschlucker Hummer, von dem sich General Motors verabschieden will. Nun hat der US-Konzern offenbar weitere Marken gefunden, die er loswerden möchte. In der Presse wird wild spekuliert - und die GM-Aktie steigt.
Schreckensmeldungen kommen von General Motors derzeit fast täglich - meist besonders schockierend für Angestellte oder Aktionäre des US-Autobauers. Nach dem beispiellosen Kurssturz der vergangenen Wochen und schlechten jüngsten Absatzzahlen macht nun eine angebliche Streichliste Schlagzeilen, von der das Wirtschaftschaftsblatt "Wall Street Journal" (WSJ) erfahren haben will. In Frankfurt stieg das Papier am Montag um mehr als ein Prozent.
GM plane, sich von mehreren Marken zu trennen. Alle außer Cadillac und Chevrolet kämen auf den Prüfstand, schreibt das WSJ. Bereits seit Ende Juni ist bekannt, dass GM die Produktion seiner Luxus-Geländewagenmarke Hummer loswerden möchte. Dieses Schicksal könnten nun auch die schwedische Marke Saab und die US-Linie Saturn teilen, unter der in den USA unter anderem Opel-Fahrzeuge verkauft werden
Genau wie die anderen US-Hersteller Ford und Chrysler leidet GM unter einer eingebrochenen Nachfrage nach spritfressenden Geländewagen und Vans. Immer neue Rekorde beim Spritpreis lassen inzwischen auch die Amerikaner beim Autokauf umdenken. Noch vor wenigen Monaten hätte es kaum ein Automanager für möglich gehalten, dass die Begeisterung der US-Käufer für große schwere Fahrzeuge eines Tages erlöschen werde.
Verbunden mit der Trennung von Marken wäre auch ein weiterer Jobabbau. Dieser könnte vom Verwaltungsrat bereits im August abgesegnet werden, meldete das "WSJ" und berief sich dabei auf gut unterrichtete Personen. Vermutlich Tausende Jobs würden gestrichen, genauere Zahlen kursieren jedoch noch nicht. Zudem könnte eine mögliche Kapitalerhöhung Thema des Treffens sein.
10 bis 15 Mrd. Dollar bis 2010 nötig
Analysten haben errechnet, dass GM bis zum Jahr 2010 gut 10 bis 15 Mrd. $ zusätzliches Kapital benötige. Zwar sitze das Unternehmen auf einem Geldberg von 24 Mrd. $, verbrenne aber durch das schlechte Geschäft schätzungsweise 3 Mrd. $ im Quartal.
Konzernchef Richard Wagoner hat ehrgeizige Pläne: Er will, dass GM ab 2010 wieder schwarze Zahlen schreibt. Nach Informationen der Financial Times produziert GM - bisher noch der weltgrößte Autobauer - 25.000 Fahrzeuge am Tag. Mahr als 260.000 Menschen arbeiten weltweit für das Unternehmen aus Detroit.
General Motors hatte in den vergangenen Wochen mehrfach Schlagzeilen gemacht. So hatte John Murphy, ein renommierter Analyst bei der Investmentbank Merrill Lynch
öffentlich gewarnt, GM könne pleite gehen. Vorausgangen waren erschreckend schlechte Absatzzahlen. Im Juni verkaufte GM ein Fünftel weniger Autos als ein Jahr zuvor.
In der Woche zuvor war GMs Börsenwert auf den tiefsten Stand seit Mitte der 50er-Jahre gefallen. Spekulationen über eine bevorstehende Kapitalerhöhung drückten das Papier. Die Investmentbank Goldman Sachs stufte den Titel mit Verweis auf die Kapitaldecke auf "Verkaufen" herunter.
Ford und Chrysler haben ähnliche Rezepte wie GM, um ihre Krise zu überwinden -
Stellenabbau und Werksschließungen. Chrysler - ebenfalls durch Insolvenzgerüchte in den Schlagzeilen - kündigte in der vergangenen Woche an, ein Werk in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri zu schließen und bei einem weiteren die Produktion zu drosseln.
Ford verkaufte erst Anfang des Jahres seine beiden Traditionsmarken Jaguar und Land Rover nach Indien. Medien meldeten zudem, die schwedische Tochter Volvo solle womöglich an den chinesischen Autobauer Chery veräußert werden. Dich bisher dementierte Ford stets alle Verkaufsgerüchte.
Autor/Autoren: Annette Berger (Hamburg)
© FTD
07.07.2008 - 14:18
Zuerst war es nur der Riesen-Spritschlucker Hummer, von dem sich General Motors verabschieden will. Nun hat der US-Konzern offenbar weitere Marken gefunden, die er loswerden möchte. In der Presse wird wild spekuliert - und die GM-Aktie steigt.
Schreckensmeldungen kommen von General Motors derzeit fast täglich - meist besonders schockierend für Angestellte oder Aktionäre des US-Autobauers. Nach dem beispiellosen Kurssturz der vergangenen Wochen und schlechten jüngsten Absatzzahlen macht nun eine angebliche Streichliste Schlagzeilen, von der das Wirtschaftschaftsblatt "Wall Street Journal" (WSJ) erfahren haben will. In Frankfurt stieg das Papier am Montag um mehr als ein Prozent.
GM plane, sich von mehreren Marken zu trennen. Alle außer Cadillac und Chevrolet kämen auf den Prüfstand, schreibt das WSJ. Bereits seit Ende Juni ist bekannt, dass GM die Produktion seiner Luxus-Geländewagenmarke Hummer loswerden möchte. Dieses Schicksal könnten nun auch die schwedische Marke Saab und die US-Linie Saturn teilen, unter der in den USA unter anderem Opel-Fahrzeuge verkauft werden
Genau wie die anderen US-Hersteller Ford und Chrysler leidet GM unter einer eingebrochenen Nachfrage nach spritfressenden Geländewagen und Vans. Immer neue Rekorde beim Spritpreis lassen inzwischen auch die Amerikaner beim Autokauf umdenken. Noch vor wenigen Monaten hätte es kaum ein Automanager für möglich gehalten, dass die Begeisterung der US-Käufer für große schwere Fahrzeuge eines Tages erlöschen werde.
Verbunden mit der Trennung von Marken wäre auch ein weiterer Jobabbau. Dieser könnte vom Verwaltungsrat bereits im August abgesegnet werden, meldete das "WSJ" und berief sich dabei auf gut unterrichtete Personen. Vermutlich Tausende Jobs würden gestrichen, genauere Zahlen kursieren jedoch noch nicht. Zudem könnte eine mögliche Kapitalerhöhung Thema des Treffens sein.
10 bis 15 Mrd. Dollar bis 2010 nötig
Analysten haben errechnet, dass GM bis zum Jahr 2010 gut 10 bis 15 Mrd. $ zusätzliches Kapital benötige. Zwar sitze das Unternehmen auf einem Geldberg von 24 Mrd. $, verbrenne aber durch das schlechte Geschäft schätzungsweise 3 Mrd. $ im Quartal.
Konzernchef Richard Wagoner hat ehrgeizige Pläne: Er will, dass GM ab 2010 wieder schwarze Zahlen schreibt. Nach Informationen der Financial Times produziert GM - bisher noch der weltgrößte Autobauer - 25.000 Fahrzeuge am Tag. Mahr als 260.000 Menschen arbeiten weltweit für das Unternehmen aus Detroit.
General Motors hatte in den vergangenen Wochen mehrfach Schlagzeilen gemacht. So hatte John Murphy, ein renommierter Analyst bei der Investmentbank Merrill Lynch
öffentlich gewarnt, GM könne pleite gehen. Vorausgangen waren erschreckend schlechte Absatzzahlen. Im Juni verkaufte GM ein Fünftel weniger Autos als ein Jahr zuvor.
In der Woche zuvor war GMs Börsenwert auf den tiefsten Stand seit Mitte der 50er-Jahre gefallen. Spekulationen über eine bevorstehende Kapitalerhöhung drückten das Papier. Die Investmentbank Goldman Sachs stufte den Titel mit Verweis auf die Kapitaldecke auf "Verkaufen" herunter.
Ford und Chrysler haben ähnliche Rezepte wie GM, um ihre Krise zu überwinden -
Stellenabbau und Werksschließungen. Chrysler - ebenfalls durch Insolvenzgerüchte in den Schlagzeilen - kündigte in der vergangenen Woche an, ein Werk in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri zu schließen und bei einem weiteren die Produktion zu drosseln.
Ford verkaufte erst Anfang des Jahres seine beiden Traditionsmarken Jaguar und Land Rover nach Indien. Medien meldeten zudem, die schwedische Tochter Volvo solle womöglich an den chinesischen Autobauer Chery veräußert werden. Dich bisher dementierte Ford stets alle Verkaufsgerüchte.
Autor/Autoren: Annette Berger (Hamburg)
© FTD