20.02.2007, 21:06
Hallo Zusammen,
also...mal was Grundlegendes zu Thema Spannung in Bremsscheiben, bevor noch mehr Fehlinformationen gestreut werden.
Bremscheiben werden aufgrund es geforderten Einsatzweckes (Reibkoefizienten) aus Gusseisen, meistens aus GG 25 hergestellt.
Die sogenannte "Weißeinstrahlung" ist ein weit verbreitetes Problem bei der Herstellung von Gußeisen. Sie führt zu einer partiellen Versprödung des Werkstoffes und damit zu einer verringerten Belastbarkeit des Bauteils. Das Gefüge der "weiß" erstarrten Bereiche ist mehrfach härter als graphitisches ("normales") Gefüge.
Der hier in diesem Zusammenhang diskutierter Ansatzpunkt ist der Eigenspannungszustand der Bremsscheibe. Man geht dabei davon aus, dass Eigenspannungen der Bremsscheibe für Dickenschwankungen während des Bremsens, und damit für ungleichmäßigen Verschleiß und die Anregung von Schwingungen, verantwortlich sind. Um den Spannungseinfluss zu minimieren, werden Bremsscheiben derzeit in vielen Fällen spannungsarmgeglüht.
Dies geschieht VOR der Endbearbeitung, denn beim glühen verziehen sich die Bauteile, wie bei jeder thermischen Behandlung. Um ein gleichmäßiges Bauteil zu erhalten, muss dies vorher geschehen (oder habt ihr schon mal eine vom Glühen angelaufene Bremscheibe bekommen?).
Untersuchungen an Bauteilen haben allerdings gezeigt, das die Eigenspannung von Bremscheiben davon kaum beinflusst wird, hier mal ein paar Werte:
ungeglüht Unbearbeitet - 131 MPa
geglüht Unbearbeitet - 19 MPa
ungeglüht Bearbeitet - 3 MPa
geglüht Bearbeitet - 2 Mpa
Alles übrigens Zug-und keine Druckspannung!
Vor der Bearbeitung unterscheiden sich die unterschiedlich wärmebehandelten Bremsscheiben deutlich in ihren Eigenspannungswerten. Nach der Bearbeitung ist der Eigenspannungszustand sowohl im geglühten als auch ungeglühten Zustand nahezu gleich. Somit hat das Spannungsarmglühen der Bremsscheiben vor der Bearbeitung keinen Einfluss auf den Eigenspannungszustand nach der Bearbeitung.
Die spanende Bearbeitung minimiert also die Eigenspannung und ruft sie nicht wie von Frank beschrieben hervor!!!!!
Damit kann das Auftreten der "Rubbelns" den Werkstoff- bzw den Gefügeeigenschaften zugeschrieben werden (bzw. deren unterschiedlichen Reibkoeffizienten).
Durch das Spannungsarmglühen entsteht ein gleichmäßiges Gefüge, das eine starke Oberflächenerwärmung (und damit Spannungsdifferenzen zwischen Oberfäche und Kern der Bremscheibe), wie sie beim Bremsen auftritt, besser aufnimmt und sich nicht so schnell verzieht.
Also, spannungsarm = "rubbelfrei" ist Schwachsinn. Da kommt es auf ganz andere Sachen an.
Ach ja, Risse an der Oberfläche zeugen von den Spannungsdifferenzen zwischen Oberfläche und Kern und sind im Renneinsatz bei dieser Bremsengröße nicht zu vermeiden.
Gruß Dom
also...mal was Grundlegendes zu Thema Spannung in Bremsscheiben, bevor noch mehr Fehlinformationen gestreut werden.
Bremscheiben werden aufgrund es geforderten Einsatzweckes (Reibkoefizienten) aus Gusseisen, meistens aus GG 25 hergestellt.
Die sogenannte "Weißeinstrahlung" ist ein weit verbreitetes Problem bei der Herstellung von Gußeisen. Sie führt zu einer partiellen Versprödung des Werkstoffes und damit zu einer verringerten Belastbarkeit des Bauteils. Das Gefüge der "weiß" erstarrten Bereiche ist mehrfach härter als graphitisches ("normales") Gefüge.
Der hier in diesem Zusammenhang diskutierter Ansatzpunkt ist der Eigenspannungszustand der Bremsscheibe. Man geht dabei davon aus, dass Eigenspannungen der Bremsscheibe für Dickenschwankungen während des Bremsens, und damit für ungleichmäßigen Verschleiß und die Anregung von Schwingungen, verantwortlich sind. Um den Spannungseinfluss zu minimieren, werden Bremsscheiben derzeit in vielen Fällen spannungsarmgeglüht.
Dies geschieht VOR der Endbearbeitung, denn beim glühen verziehen sich die Bauteile, wie bei jeder thermischen Behandlung. Um ein gleichmäßiges Bauteil zu erhalten, muss dies vorher geschehen (oder habt ihr schon mal eine vom Glühen angelaufene Bremscheibe bekommen?).
Untersuchungen an Bauteilen haben allerdings gezeigt, das die Eigenspannung von Bremscheiben davon kaum beinflusst wird, hier mal ein paar Werte:
ungeglüht Unbearbeitet - 131 MPa
geglüht Unbearbeitet - 19 MPa
ungeglüht Bearbeitet - 3 MPa
geglüht Bearbeitet - 2 Mpa
Alles übrigens Zug-und keine Druckspannung!
Vor der Bearbeitung unterscheiden sich die unterschiedlich wärmebehandelten Bremsscheiben deutlich in ihren Eigenspannungswerten. Nach der Bearbeitung ist der Eigenspannungszustand sowohl im geglühten als auch ungeglühten Zustand nahezu gleich. Somit hat das Spannungsarmglühen der Bremsscheiben vor der Bearbeitung keinen Einfluss auf den Eigenspannungszustand nach der Bearbeitung.
Die spanende Bearbeitung minimiert also die Eigenspannung und ruft sie nicht wie von Frank beschrieben hervor!!!!!
Damit kann das Auftreten der "Rubbelns" den Werkstoff- bzw den Gefügeeigenschaften zugeschrieben werden (bzw. deren unterschiedlichen Reibkoeffizienten).
Durch das Spannungsarmglühen entsteht ein gleichmäßiges Gefüge, das eine starke Oberflächenerwärmung (und damit Spannungsdifferenzen zwischen Oberfäche und Kern der Bremscheibe), wie sie beim Bremsen auftritt, besser aufnimmt und sich nicht so schnell verzieht.
Also, spannungsarm = "rubbelfrei" ist Schwachsinn. Da kommt es auf ganz andere Sachen an.
Ach ja, Risse an der Oberfläche zeugen von den Spannungsdifferenzen zwischen Oberfläche und Kern und sind im Renneinsatz bei dieser Bremsengröße nicht zu vermeiden.
Gruß Dom