23.10.2024, 00:49
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.10.2024, 02:04 von Gelber Bengel.)
Ich erkläre meine gewisse Skepsis gegenüber diesen Laufleistungen mal an einem kleinen Beispiel. Ich arbeite in einer Ermittlung seit 3 Monaten an der Analyse eines von einem renomierten Motorenbauer für 15tsd Euro neu aufgebauten VW Typ4 Motors, der nach 100km Laufzeit nach der Fertigstellung schlagartig festgegangen ist. 2 Gutachten von Kollegen begründeten den Schaden durch Mangelschmierung. Ich habe das nicht geglaubt und habe bei einem namhaften Institut für Schadenanalysen an Verbrennermotoren im Ruhrgebiet eine chemisch/physikalische Untersuchung und ua. Überprüfung mit einem Rasterelektronenmikroskop in Auftrag gegeben. Dieses ergab eindeutig, dass der Schaden durch Rückstände und die massive Einlagerung von Schleifkorund und Schmutz bei der Revision und den nachfolgenden Probeläufen entstanden ist und eine Pflugscherung abrasiv eine Schädigung der beteiligten Bauteile verursacht hat. Eine ebenso beauftragte, aufwendige Ölanalyse bestätigte die Ergebnisse. Damit änderte sich plötzlich die komplette Situation bezüglich des Verschuldens. Im Zuge der Untersuchung hatte ich viele und informative Gespräche mit dem Institutsleiter, der mir erklärte, dass die Laufleistung eines Motors alleine nichts über die noch zu erwartende Lebensdauer eines Motors aussagt. Eine entscheidende Komponente ist die Frage, wie er die bisherige Laufleistung verbracht hat. Und darin begründet sich die Skepsis, die auch die Motorenfachleute teilen. Man weiß es ohne kostenintensive Untersuchungen halt nicht. Es fiel ein für mich wichtiger Satz: Es geht in einem Großteil unserer Arbeit nicht darum, warum ein Motor NICHT mehr läuft, bei uns geht es viel mehr darum wie lange der Motor im aktuellen Zustand NOCH läuft. Dieses Institut kontrolliert weltweit die Motoren der großen Kreuzfahrtschiffe in definierten Zeiträumen um festzustellen, welche Teile, auch ohne dass es erst zum Defekt kommt, vorzeitig aufgrund des jeweilig festgestellten Verschleißgrades zu ersetzen sind oder vielleicht ein plötzlich ungewöhnlich hoher Verschleißgrad auftritt. Also, ein Motor mit hoher Laufleistung muss kein akutes Risiko für einen Schaden sein. Wenn man seine Geschichte und die aufgewendeten Vorsorgearbeiten aber nicht lückenlos und glaubhaft nachvollziehen kann, ist die Chance durch Verschleiß und mögliche Mangelwartung eben schon statistisch erheblich größer als bei einer geringeren Laufleistung. Abgesehen davon haben auch Getriebe, Differential und alle Fahrwerksteile diese Laufleistung. Taxiunternehmer und Spediteure zB. wissen das und warten ihre Fahrzeuge meist äußerst penibel, da Stillstand durch Schäden doppelten Verlust bedeutet. Sorry, viel Text für meinen Tipp, über Laufleistung nur mal nachzudenken.