19.03.2021, 06:02
Dieser Beitrag wird anders als die bisherigen. Ich befürchte, dass er eigentlich gar nicht hier hineinpasst, aber es liegt mir am Herzen.
In der Nacht vom 17. März 2021 ist mein Vater an Covid gestorben. Er war 69 Jahre alt. Der Grund, weshalb ich jüngst im Forum wieder aktiv wurde, hängt damit zusammen, dass ich kaum mehr geschlafen habe aus Angst vor dem Dahinscheiden meines Vaters. So hatte ich neben Familie, Job, Werkstatt und Haus plötzlich noch Zeit um zu schreiben. Mein Vater kam vor knapp 4 Wochen aus Portugal zurück, wo er mit meiner Mutter lebt. Er kam heim, weil sich sein Gesundheitszustand plötzlich verschlechtert hatte. Leider muss er sich unterwegs mit Covid angesteckt haben, denn für den Flug brauchte er einen negativen Nachweis. Dann ging plötzlich alles sehr schnell. Ich habe noch ein, zweimal mit ihm telefoniert, wir haben seinem Wunsch entsprechend über Belanglosigkeiten gesprochen. Dann kam das künstliche Koma und am Mittwoch Abend habe ich mich von ihm verabschiedet. Er ist nicht mehr aufgewacht.
Mein Vater hat mein Corvetteleben massgeblich mitgeprägt. Mein Vater war kein Freund von Autos. Wir besassen zwar immer eines, aber das wurde nur benutzt, wenn es notwendig war. Als ich mit etwa 12 Jahren anfing, mich für die Corvette C3 zu interessieren, hat er das immer etwas belächelt. Als ich im Studium begann, mein hart erarbeitetes Mathenachhilfegeld in schöne AutoArt Modelle umzusetzen, blieben die Sprüche auch nicht aus. Die Fahrstunden für den Ausweis hat er aber übernommen. Er sagte, Autofahren sei Allgemeinbildung.
Ein paar Jahre nach dem Studium hatte ich mit 27 Jahren genug Geld zusammen, um mir eine C3 aus den USA zu importieren. Als mein erstes Auto. Aus irgendeinem Grund, hatte ich nicht den Mumm, meinem Vater das Gefährt vorzuführen. Ich fädelte das ganze dann so ein, dass ich meine Mami von der Arbeit abholte und die halbe Stunde nach Hause fuhr. Sie genoss die Fahrt sichtlich. Die Ankunft beim Haus meiner Eltern blieb nicht unbemerkt, Es ist nicht möglich, mit Sidepipes inkognito zu reisen. Mein Vater kam durch den Garten zur Einfahrt herunter und grinste auf dem hintersten Backenzahn, der Mund ging auf und da kam es: "Du bist ja wahnsinnig" gefolgt von: "Ja, damals konnten die Amis noch geile Formen". Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich überredete meinen Vater, mit mir eine Passfahrt zu machen. Wir fuhren über den Klausenpass. Und obwohl er mit seinem halbsteifen Bein Probleme mit dem kurzen Beinraum der C3 hatte, hatte er mächtig Spass. Wenn ich zurückdenke, war es die einzige Fahrt, die ich mit Ihm in meiner Corvette unternahm. Wir hatten zwar immer wieder von weiteren Ausfahrten gesprochen. Doch wie es so ist, kam immer das Leben dazwischen.
Nach dieser Ausfahrt hat er mich, meine Schwester und meine zwei Brüder zusammengerufen und gesagt, hier habt ihr Geld, kauft euch drüben 4 Oldtimer, restauriert sie, fahrt sie, habt Spass, verkauft sie.
Bevor ich mich diesen 4 Oldtimern zuwenden konnte, musst ich bei meiner aber noch den Scheibenrahmen neu aufbauen. Es wurde dann ja eine halbe Frameoff Resto draus. Irgendwo in den Tiefen des Forums, müsste der Thread noch zu finden sein. Mein Vater war bei allen schwierigen Arbeiten dabei und hat mich unterstützt. Auch später bei den 4 Oldtimern (74 Corvette BB, 69 Chevy Chevelle 396 SS, 64 Ford Galaxie FE 390 und 53 Pontiac Catalina) war er häufig zugegen und hat uns beim Wiederaufbereiten unterstützt. Als das Motorprojekt begann, in meinem Kopf Formen anzunehmen, war er mein geduldigster und kritischster Zuhörer. Als Mathematiker befähigten ihn seine analytischen Fähigkeiten, sich in die Thematik einzudenken und mir zu folgen. Leider wird er das Grollen meines Triebwerkes nie zu hören kriegen, keine Fahrt mehr im Pontiac machen, welchen wir für den Frühling beinahe bereit hatten, und auch die Chevelle SS nicht mehr sehen, welche bei JF zum Abholen bereit steht.
Aus meinem alten Herrn wurde nie ein Autofan, aber er war ein Fan seiner Kinder, die er in ihren Ideen unterstützt hat, ohne sie zu hinterfragen. Immer und jederzeit bereit mitzuhelfen. Möge es mir beschieden sein, meinen beiden Töchtern ein auch nur im Ansatz so guter Vater zu sein, wie er es mir 36 Jahre lang war. Danke Papa.
Um den Thread nicht vom Kernthema abzubringen, bitte ich diejenigen, die sich berufen fühlen, mir einige Worte zu schreiben, dies vielleicht per PN zu tun. Es soll sich aber niemand gezwungen fühlen. Auch bitte ich diejenigen, die meine Schwester noch von Ausfahrten her kennen, Sie nicht in ihrer Trauer zu stören. Das Verfassen dieses Beitrages hat mir auf jeden Fall ein wenig geholfen. In Zukunft werde ich am Saint Patrick's Day mit einem Guinness in der Hand meines Vaters und Sabine Schmitz gedenken.
In der Nacht vom 17. März 2021 ist mein Vater an Covid gestorben. Er war 69 Jahre alt. Der Grund, weshalb ich jüngst im Forum wieder aktiv wurde, hängt damit zusammen, dass ich kaum mehr geschlafen habe aus Angst vor dem Dahinscheiden meines Vaters. So hatte ich neben Familie, Job, Werkstatt und Haus plötzlich noch Zeit um zu schreiben. Mein Vater kam vor knapp 4 Wochen aus Portugal zurück, wo er mit meiner Mutter lebt. Er kam heim, weil sich sein Gesundheitszustand plötzlich verschlechtert hatte. Leider muss er sich unterwegs mit Covid angesteckt haben, denn für den Flug brauchte er einen negativen Nachweis. Dann ging plötzlich alles sehr schnell. Ich habe noch ein, zweimal mit ihm telefoniert, wir haben seinem Wunsch entsprechend über Belanglosigkeiten gesprochen. Dann kam das künstliche Koma und am Mittwoch Abend habe ich mich von ihm verabschiedet. Er ist nicht mehr aufgewacht.
Mein Vater hat mein Corvetteleben massgeblich mitgeprägt. Mein Vater war kein Freund von Autos. Wir besassen zwar immer eines, aber das wurde nur benutzt, wenn es notwendig war. Als ich mit etwa 12 Jahren anfing, mich für die Corvette C3 zu interessieren, hat er das immer etwas belächelt. Als ich im Studium begann, mein hart erarbeitetes Mathenachhilfegeld in schöne AutoArt Modelle umzusetzen, blieben die Sprüche auch nicht aus. Die Fahrstunden für den Ausweis hat er aber übernommen. Er sagte, Autofahren sei Allgemeinbildung.
Ein paar Jahre nach dem Studium hatte ich mit 27 Jahren genug Geld zusammen, um mir eine C3 aus den USA zu importieren. Als mein erstes Auto. Aus irgendeinem Grund, hatte ich nicht den Mumm, meinem Vater das Gefährt vorzuführen. Ich fädelte das ganze dann so ein, dass ich meine Mami von der Arbeit abholte und die halbe Stunde nach Hause fuhr. Sie genoss die Fahrt sichtlich. Die Ankunft beim Haus meiner Eltern blieb nicht unbemerkt, Es ist nicht möglich, mit Sidepipes inkognito zu reisen. Mein Vater kam durch den Garten zur Einfahrt herunter und grinste auf dem hintersten Backenzahn, der Mund ging auf und da kam es: "Du bist ja wahnsinnig" gefolgt von: "Ja, damals konnten die Amis noch geile Formen". Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich überredete meinen Vater, mit mir eine Passfahrt zu machen. Wir fuhren über den Klausenpass. Und obwohl er mit seinem halbsteifen Bein Probleme mit dem kurzen Beinraum der C3 hatte, hatte er mächtig Spass. Wenn ich zurückdenke, war es die einzige Fahrt, die ich mit Ihm in meiner Corvette unternahm. Wir hatten zwar immer wieder von weiteren Ausfahrten gesprochen. Doch wie es so ist, kam immer das Leben dazwischen.
Nach dieser Ausfahrt hat er mich, meine Schwester und meine zwei Brüder zusammengerufen und gesagt, hier habt ihr Geld, kauft euch drüben 4 Oldtimer, restauriert sie, fahrt sie, habt Spass, verkauft sie.
Bevor ich mich diesen 4 Oldtimern zuwenden konnte, musst ich bei meiner aber noch den Scheibenrahmen neu aufbauen. Es wurde dann ja eine halbe Frameoff Resto draus. Irgendwo in den Tiefen des Forums, müsste der Thread noch zu finden sein. Mein Vater war bei allen schwierigen Arbeiten dabei und hat mich unterstützt. Auch später bei den 4 Oldtimern (74 Corvette BB, 69 Chevy Chevelle 396 SS, 64 Ford Galaxie FE 390 und 53 Pontiac Catalina) war er häufig zugegen und hat uns beim Wiederaufbereiten unterstützt. Als das Motorprojekt begann, in meinem Kopf Formen anzunehmen, war er mein geduldigster und kritischster Zuhörer. Als Mathematiker befähigten ihn seine analytischen Fähigkeiten, sich in die Thematik einzudenken und mir zu folgen. Leider wird er das Grollen meines Triebwerkes nie zu hören kriegen, keine Fahrt mehr im Pontiac machen, welchen wir für den Frühling beinahe bereit hatten, und auch die Chevelle SS nicht mehr sehen, welche bei JF zum Abholen bereit steht.
Aus meinem alten Herrn wurde nie ein Autofan, aber er war ein Fan seiner Kinder, die er in ihren Ideen unterstützt hat, ohne sie zu hinterfragen. Immer und jederzeit bereit mitzuhelfen. Möge es mir beschieden sein, meinen beiden Töchtern ein auch nur im Ansatz so guter Vater zu sein, wie er es mir 36 Jahre lang war. Danke Papa.
Um den Thread nicht vom Kernthema abzubringen, bitte ich diejenigen, die sich berufen fühlen, mir einige Worte zu schreiben, dies vielleicht per PN zu tun. Es soll sich aber niemand gezwungen fühlen. Auch bitte ich diejenigen, die meine Schwester noch von Ausfahrten her kennen, Sie nicht in ihrer Trauer zu stören. Das Verfassen dieses Beitrages hat mir auf jeden Fall ein wenig geholfen. In Zukunft werde ich am Saint Patrick's Day mit einem Guinness in der Hand meines Vaters und Sabine Schmitz gedenken.