30.09.2014, 20:19
Zitat:Original von Corvalex
Sehr interessanter Thread!
Wutzer, vielleicht kannst Du mir dazu einige Fragen beantworten:
Wir gehen jetzt mal nur von den Saugermotoren aus.
1. Durch Veränderung welcher Parameter wird durch "die Tuner" die Leistung gesteigert?
Mehr Frühzündung? Andere Einspritzmengen? Hier ist oft zu lesen, dass die Vetten werksseitig sehr fett eingestellt sind. Ist das so? Warum?
Wie bewertest Du das, welche Leistungssteigerungen hältst Du für realistisch und wie hoch bewertest Du das Risiko?
2. Bei Veränderungen durch Auspuff (Absorptionsschalldämpfer) /Fächerkrümmer, Luftfilter, Ansaugdämpfer, ggf RamAir wird oft eine Anpassung des Mappings empfohlen.
Ist das serienmäßige System nicht in der Lage, die Parameter selbst hinreichend anzupassen?
Zu 1.)
Bei einem unveränderten Corvette LS-Saugmotor sind Zündung und Einspritzmenge die einzigen Parameter für eine Leistungsbeeinflußung. Woanders gibt es noch die Möglichkeit über Steuerzeitenverschiebung und im minimalen Umfang über Einspritzparameter, wie Beginn, Ende oder bei einem Direkteinspritzer bspw. auch über eine Mehrfacheinspritzung.
Die Corvettemotoren sind in der Tat sehr fett abgestimmt. Dafür gibt es 2 Gründe:
a) Der europäische Super Plus Kraftstoff unterscheidet sich deutlich vom amerikanischen Benzin. Auf Grund von MTBE's und anderen sauerstoffhaltigen Komponenten schwankt sein stöchiometrisches AFR um 14,3 statt 14,7, was eine etwa 3% zu fette Vorsteuerung bedeutet.
b) Die LS Motoren haben alle noch Sprungsonden, mit denen kein von Lambda =1 abweichendes AFR gemessen oder geregelt werden kann. Somit ist das Motorsteuergerät bei hohen Lasten und Drehzahlen auf diesem Auge blind. Man behilft sich damit, dass man im unteren Last-/Drehzahlbereich die Lambdaregelung lernen lässt und diesen Wert dann noch obenhin einfriert. Da dieser Vorgang natürlich mit Unsicherheiten behaftet ist, legt man sich dabei von der Vorsteuerung (auch zum Katschutz) auf die sichere (=fette) Seite.
c) Das Potenzial für Verbesserungen durch die Feinjustierung dürfte im Bereich <<= 5% liegen.
Zu 2.)
Auch ohne Änderungen würde es rein theoretisch Sinn machen, sein individuelles Auto bezüglich Lambda fein abzustimmen. Allerdings streuen die Kraftstoffe regional und saisonal sehr stark, so dass man theoretisch diesen Vorgang nach jeder Tankung wiederholen könnte. Bei Veränderungen am Saug- oder Auspufftrakt kommen natürlich weitere Streuungen hinzu. Bei einem RAM-Air ist der Effekt zudem noch geschwindigkeitsabhängig, so dass man rein theoretisch in jedem Gang eine andere Abstimmung benötigt.
Die einzig wahre Lösung für das alles ist somit nur eine Breitbandsonde, die uns GM aber bei den LS-Motoren vorenthalten hat. So etwas brauchen die bodenständigen und technikfeindlichen Corvette-Fahrer aber auch nicht!
Beim direkteinspritzenden LT-1 konnte allerdings selbst GM nicht mehr anders. Die C7 hat also durch ihre Breitbandsonden bei solchen Veränderungen und auch sonst kein Potenzial mehr durch nachträgliche Feinanpassungen.
So, hoffe jetzt all deine Fragen beantwortet zu haben.
Gruß
Wutzer
Optimismus basiert meist auf einem Mangel an Informationen !