27.02.2014, 21:34
Hallo allerseits,
wie ich ja schon bei der Vorstellung geschrieben habe, suche ich eine 1990er C4 mit Hardtop. Die hier im Forum schon mehrfach angesprochene Corvette C4 von AN-Automobile in Backnang (https://home.mobile.de/ANAUTOMOBILEBACKN..._181496338) passte ziemlich gut zu dem, was ich suche, also habe ich mich schon bei einigen Leuten hier im Forum umgehört, die das Auto kennen, selbst weiter recherchiert und bin am vergangenen Wochenende hin gefahren, um mir die C4 selbst anzusehen.
Um das wichtigste vorweg zu nehmen: Ich habe sie nicht gekauft, es ist nicht mal zur geplanten Probefahrt gekommen.
Ich würde jetzt gerne eure Meinung hören, ob ich vielleicht einfach völlig falsche Erwartungen habe -- außerdem will ich meine Beobachtungen gerne offen berichten, damit sich auch andere Interessenten ein Bild machen können.
Die C4 steht für knapp 12.000 Euro zum Kauf, hat nur 60 tkm runter, was das ganze natürlich sehr interessant macht, das Stoffdach (habe ich nicht zu Gesicht bekommen) wäre vor nicht allzulanger Zeit erneuert worden und es gibt ein Hardtop dazu. Außerdem hat der Händler schon die Sitze komplett restauriert -- fand ich bei nur 60 tkm Laufleistung schon einwenig komisch, aber gut, die Originalbezüge sind jetzt nicht grad ein Aushängeschild der Vette.
Mein Plan war: Ich fahre da etwas früher hin, suche mir in der Nähe ein schön ruhiges Plätzchen, wo ich später die Vette ungestört unter die Lupe nehmen kann, dann noch eine Waschstraße, im rauszukriegen, ob die Vette wenigstens mit dem Hardtop noch ganz dicht ist. Einen Besichtigungsplatz hatte ich schnell im nördlichen Industriegebiet von Backnang gefunden und eine Waschstraße (JMO) gleich in der Nähe.
Als ich beim Händler auftauchte, war noch geschlossen und die Vette stand -- wie erhofft "unaufgehübscht" -- auf dem Hof. Also konnte ich sie schonmal in aller Ruhe von außen besichtigen. Der erste Eindruck war überraschend schlecht, obwohl mich Ronald schon vorgewarnt hatte. Es gibt viele kleinere bis mittlere Lackschäden, wobei ich nur solche gezählt habe, die mindestens bis auf die Grundierung runter gehen, wo also wirklich neu lackiert werden muss. Kein Bauteil, egal ob Türen, Front, Haube, Seitenverkleidung, Kotflügel, Hardtop, ist ohne Schrammen davon gekommen. Zum Teil 30cm lange, schmale Schrammen, dann wieder breite und kürzere. Dazu "passende" Felgen: Rundherum total verschrammt, als hätte man versucht seitlich an einer Felswand hochzuklettern, Lackierung an den Nabendeckeln abgeplatzt, vorne rechts und Links Dellen in den Felgen... also entweder hat der Vorbesitzer seine Corvette nicht geliebt oder sie ist Opfer von anderen Kaufinteressenten und Neidern geworden, nachdem sie vor bald einem Jahr auf dem Hof von dem Autohändler abgestellt wurde.
Apropos Felgen: Hinten sind größere Felgen und auch größere Reifen drauf, 315/35ZR17, vorne die Standardgröße. Die Reifen sind nicht nur total runter, sondern auch brüchig -- die müssen in jedem Fall neu. Das sagte der Händler auch sofort zu, als Entgegenkommen. Eine Spurvermessung kam aber nicht in Frage -- dabei ist der Reifen links vorne außen deutlich stärker abgefahren als innen.
Hinzu kommt, dass das Hardtop offenbar nachlackiert wurde: Die Dichtungen des Heckfensters waren nämlich zum Teil überlackiert, da hat jemand schlecht abgeklebt. Davon wollte der Händler aber nichts wissen. Und wo wir schon beim Hardtop sind, es ist nicht dicht. Das könnte unter anderem auch am desolaten Zustand der Dichtungen liegen, die steinhart und rechts hinten sogar zum Teil herausgerissen sind. Dementsprechend ist die Vette innen ein kleines Feuchtbiotop, auf der Fahrerseite über dem Dashboard waren viele viele Tropfen zu sehen. Das wusste der Händler auch und meinte, Vettes seien ja nie dicht, es war für ihn auch kein Grund, die Vette vielleicht den Winter über irgendwo unterzustellen. Im Innenraum stellte sich dann noch heraus, dass einem der Himmel auf den Kopf fällt, weil sich der Kleber löst und der Himmel hinten bereits so stark herunter hängt, dass er mir auf dem Kopf liegt.
Ohne Hardtop bekam ich die Corvette übrigens nicht zu sehen, das Ab- und später wieder Anbauen würde sehr lange dauern. Dabei war das Top nur mit zwei Schrauben vorne und zwei (von sechs) hinten provisorisch befestigt. Somit konnte ich auch nicht den Zustand der Dichtungen oberhalb der Windschutzscheibe und auch nicht das Stoffverdeck begutachten. Was ich sah überzeugte mich nicht wirklich, die Dichtungen oben an der Scheibe werden langsam rissig und auch die Dichtungen der Türen sind zwar noch nicht hart, aber schon rissig.
Das Stoffdach lässt weiteren Ärger vermuten: Auf den Fotos des Händlers sind deutlich krumme und schiefe Nähte zu sehen, die der Vorbesitzer zu allem Überfluss auch noch in Kontrastfarbe gewählt hat... Außerdem lag das Stoffverdeck auf dem Foto hinten links nicht an der Karosserie an -- da ist wohl was verbogen. Ronald hatte das Verdeck wohl bei seinem Besuch begutachten können und war von dem Zustand keineswegs begeistert. Was ich hingegen gut sehen konnte war, dass die hintere Kante von der Stoffdachabdeckung kaum mehr Lack, sondern höchstens noch Grundierung aufweist. Da schrammt wohl was über den Lack des Hecks...
Der Hammer war aber ein Frontschaden. Irgendwer hat wohl die Vette mal vor einer Wand geparkt, aus der ein Rohr herausgeguckt hat -- und zwar so dicht, dass das Rohr mittig unterhalb des rechten Nebelscheinwerfers ein kreisrundes Stück GFK quasi ausgestanzt und nach hinten geschoben hat. Der Händler verstand mein Problem nicht und meinte, da schmiert man einfach etwas Spachtel drauf und gut... nein, so einfach wird das wohl kaum, denn das GFK rund um diese Schadstelle ist weich, also ist das Laminat beschädigt und müsste eigentlich neu mit Glas belegt und laminiert werden. Da ist nix mit mal eben etwas Spachtel drauf tun.
Unter der Motorhaube sah es recht gut aus, normaler Verschmutzungsgrad, würde ich sagen. Mich störte nur der ziemlich umfangreiche Einsatz von Isolierband und diverse fliegend verlegte Kabel, die wohl zum Kaltlaufregler gehören. Auch bei der Neuverkabelung der Scheinwerfer kamen offenbar einige Kilometer Isolierband zum Einsatz, genau wie an den Zündspulen -- warum auch immer. Da hat wohl jemand gebastelt.
Die Batterie war nahezu tot, auch mit so einem Starter-Koffer ließ sich der Motor nicht anlassen. Dazu brauchten wir ein anderes Auto. Der Leerlauf war ruhig, ungewöhnliche Qualmwolken oder Gerüche entwickelten sich in 10 Minuten Leerlauf ebenfalls nicht. Insofern scheint der Motor in Ordnung zu sein. Was jedoch nicht in Ordnung ist, ist die Kupplung. Das sagte mir der Verkäufer auch gleich, sie würde bereits deutlich schleifen. Man könnte zwar noch fahren... aber die würde er als Entgegenkommen auch neu machen lassen. Auch soll der Motor nach einiger Fahrzeit schwitzen. OK, die Vette ist ein Sportwagen -- aber bei eine Laufleistung von noch nicht mal 60.000 km finde ich das einwenig früh. Auch war das Fahrwerk vorne ziemlich korrodiert, mich würde nicht wundern, wenn die Vette einige Winter gefahren wurde.
Als ich mich anschickte, den Innenraum anzusehen, sagte mir der Verkäufer noch, dass da noch so ne Lampe brennen würde, er wüsste nicht, was die anzeigen würde. Das konnte ich ihm natürlich dank dieses Forums erklären, da ja schon raus ist, dass es sich um die Airbag-Kontrollleuchte handelt -- also wir es mit einem potenziell defekten Airbag zu tun haben. Ich hatte eigentlich vor, den Fehlercode auf der Probefahrt zu ermitteln, aber dazu kam es dann nicht mehr.
Die neu bezogenen Sitze sind Schmuck in dem Auto, es sind auch elektrisch verstellbare Sitze für Fahrer und Beifahrer. Die Sitze wurden deutlich aufgepolstert, angeblich auch mit Styropor -- ich hoffe ja nicht. Als ich das Radio einschalten wollte, sagte mir der Verkäufer noch, dass es nur noch rauschen würde, aber die Antenne hinten würde sich bewegen. OK, wir haben es also mit einem komplett defekten CD-Kassetten-Radio zu tun. Ich konnte mich dann noch überzeugen, dass die Fensterheber beide funktionieren und in Ordnung sind -- allerdings verschwand links die Innendichtung des Fensters zum Teil in der Tür, wenn ich die Scheibe runtergelassen habe. Weiter kam ich nicht, weil die Batterie schon wieder tot war. Achja, das Zündschloss wackelt übrigens wie ein Lämmerschwanz, ich schätze, das wurde schon ein paar Mal mit Gewalt in die Aus-Stellung gedreht.
Der Innenraum ist insgesamt sehr mitgenommen und abgegriffen, angefangen von der Mittelarmlehne über Risse in der A-Säulen-Verkleidung, die abgegriffene und verkratzte Türverkleidungen bis hin zum Dash. Ich kenne die Corvette noch nicht gut genug, und das Plastik scheint ja recht schnell schlimm auszusehen -- mich beschlichen aber Zweifel, ob die 60.000 Kilometer auch wirklich stimmen.
Weil es mittlerweile fast Mittag war und ein weiterer Interessent kommen sollte, habe ich erstmal die Probefahrt und eine genaue Inaugenscheinnahme verschoben. Den Waschanlagentest konnte ich mir ganz sparen, wenn man da rein fahren würde, würden in jedem Fall die Sitze nass, eine Corvette sei halt nicht wirklich dicht -- trotz Hardtop! Mal Hand aufs Herz, das kann doch nicht wahr sein!
Ich nutzte die Wartezeit auf den Interessenten, um schon mal die Verhandlungsbereitschaft auszuloten. Die war ernüchternd: Da er ja schon die Sitze neu beziehen lassen hat (600 Euro) und auch neue Reifen kaufen (1000 Euro) und die Kupplung reparieren lassen würde (1000 Euro), wäre da nicht mehr viel zu machen. Er könnte grad mal ein paar Hunderter runter gehen. Dass außerdem noch ein neues Radio, eine Airbag-Reparatur, eine neue Batterie und eine Fahrwerksvermessung auf der Liste der dringendsten Reparaturen stehen, war ihm nicht zu vermitteln. Für über 11.000 Euro hätte ich also nur eine teilreparierte, immer feuchte und total verschrammte C4 bekommen, die auch keine Chance auf eine Plakette hat weil ja die Airbag-Leuchte brennt.
Nachdem unsere Vorstellungen unvereinbar waren, brach ich die Verhandlungen ab. Damit war dann natürlich auch die Probefahrt gestorben, dementsprechend habe ich auch keine Fotos zu bieten -- die wollte ich ja im Industriegebiet in aller Ruhe machen.
Also die Frage an die Experten hier im Forum: Ist ein Preis von über 11.000 Euro trotz der von mir beschriebenen Mängel tatsächlich angemessen?
Viele Grüße, Mirko
wie ich ja schon bei der Vorstellung geschrieben habe, suche ich eine 1990er C4 mit Hardtop. Die hier im Forum schon mehrfach angesprochene Corvette C4 von AN-Automobile in Backnang (https://home.mobile.de/ANAUTOMOBILEBACKN..._181496338) passte ziemlich gut zu dem, was ich suche, also habe ich mich schon bei einigen Leuten hier im Forum umgehört, die das Auto kennen, selbst weiter recherchiert und bin am vergangenen Wochenende hin gefahren, um mir die C4 selbst anzusehen.
Um das wichtigste vorweg zu nehmen: Ich habe sie nicht gekauft, es ist nicht mal zur geplanten Probefahrt gekommen.
Ich würde jetzt gerne eure Meinung hören, ob ich vielleicht einfach völlig falsche Erwartungen habe -- außerdem will ich meine Beobachtungen gerne offen berichten, damit sich auch andere Interessenten ein Bild machen können.
Die C4 steht für knapp 12.000 Euro zum Kauf, hat nur 60 tkm runter, was das ganze natürlich sehr interessant macht, das Stoffdach (habe ich nicht zu Gesicht bekommen) wäre vor nicht allzulanger Zeit erneuert worden und es gibt ein Hardtop dazu. Außerdem hat der Händler schon die Sitze komplett restauriert -- fand ich bei nur 60 tkm Laufleistung schon einwenig komisch, aber gut, die Originalbezüge sind jetzt nicht grad ein Aushängeschild der Vette.
Mein Plan war: Ich fahre da etwas früher hin, suche mir in der Nähe ein schön ruhiges Plätzchen, wo ich später die Vette ungestört unter die Lupe nehmen kann, dann noch eine Waschstraße, im rauszukriegen, ob die Vette wenigstens mit dem Hardtop noch ganz dicht ist. Einen Besichtigungsplatz hatte ich schnell im nördlichen Industriegebiet von Backnang gefunden und eine Waschstraße (JMO) gleich in der Nähe.
Als ich beim Händler auftauchte, war noch geschlossen und die Vette stand -- wie erhofft "unaufgehübscht" -- auf dem Hof. Also konnte ich sie schonmal in aller Ruhe von außen besichtigen. Der erste Eindruck war überraschend schlecht, obwohl mich Ronald schon vorgewarnt hatte. Es gibt viele kleinere bis mittlere Lackschäden, wobei ich nur solche gezählt habe, die mindestens bis auf die Grundierung runter gehen, wo also wirklich neu lackiert werden muss. Kein Bauteil, egal ob Türen, Front, Haube, Seitenverkleidung, Kotflügel, Hardtop, ist ohne Schrammen davon gekommen. Zum Teil 30cm lange, schmale Schrammen, dann wieder breite und kürzere. Dazu "passende" Felgen: Rundherum total verschrammt, als hätte man versucht seitlich an einer Felswand hochzuklettern, Lackierung an den Nabendeckeln abgeplatzt, vorne rechts und Links Dellen in den Felgen... also entweder hat der Vorbesitzer seine Corvette nicht geliebt oder sie ist Opfer von anderen Kaufinteressenten und Neidern geworden, nachdem sie vor bald einem Jahr auf dem Hof von dem Autohändler abgestellt wurde.
Apropos Felgen: Hinten sind größere Felgen und auch größere Reifen drauf, 315/35ZR17, vorne die Standardgröße. Die Reifen sind nicht nur total runter, sondern auch brüchig -- die müssen in jedem Fall neu. Das sagte der Händler auch sofort zu, als Entgegenkommen. Eine Spurvermessung kam aber nicht in Frage -- dabei ist der Reifen links vorne außen deutlich stärker abgefahren als innen.
Hinzu kommt, dass das Hardtop offenbar nachlackiert wurde: Die Dichtungen des Heckfensters waren nämlich zum Teil überlackiert, da hat jemand schlecht abgeklebt. Davon wollte der Händler aber nichts wissen. Und wo wir schon beim Hardtop sind, es ist nicht dicht. Das könnte unter anderem auch am desolaten Zustand der Dichtungen liegen, die steinhart und rechts hinten sogar zum Teil herausgerissen sind. Dementsprechend ist die Vette innen ein kleines Feuchtbiotop, auf der Fahrerseite über dem Dashboard waren viele viele Tropfen zu sehen. Das wusste der Händler auch und meinte, Vettes seien ja nie dicht, es war für ihn auch kein Grund, die Vette vielleicht den Winter über irgendwo unterzustellen. Im Innenraum stellte sich dann noch heraus, dass einem der Himmel auf den Kopf fällt, weil sich der Kleber löst und der Himmel hinten bereits so stark herunter hängt, dass er mir auf dem Kopf liegt.
Ohne Hardtop bekam ich die Corvette übrigens nicht zu sehen, das Ab- und später wieder Anbauen würde sehr lange dauern. Dabei war das Top nur mit zwei Schrauben vorne und zwei (von sechs) hinten provisorisch befestigt. Somit konnte ich auch nicht den Zustand der Dichtungen oberhalb der Windschutzscheibe und auch nicht das Stoffverdeck begutachten. Was ich sah überzeugte mich nicht wirklich, die Dichtungen oben an der Scheibe werden langsam rissig und auch die Dichtungen der Türen sind zwar noch nicht hart, aber schon rissig.
Das Stoffdach lässt weiteren Ärger vermuten: Auf den Fotos des Händlers sind deutlich krumme und schiefe Nähte zu sehen, die der Vorbesitzer zu allem Überfluss auch noch in Kontrastfarbe gewählt hat... Außerdem lag das Stoffverdeck auf dem Foto hinten links nicht an der Karosserie an -- da ist wohl was verbogen. Ronald hatte das Verdeck wohl bei seinem Besuch begutachten können und war von dem Zustand keineswegs begeistert. Was ich hingegen gut sehen konnte war, dass die hintere Kante von der Stoffdachabdeckung kaum mehr Lack, sondern höchstens noch Grundierung aufweist. Da schrammt wohl was über den Lack des Hecks...
Der Hammer war aber ein Frontschaden. Irgendwer hat wohl die Vette mal vor einer Wand geparkt, aus der ein Rohr herausgeguckt hat -- und zwar so dicht, dass das Rohr mittig unterhalb des rechten Nebelscheinwerfers ein kreisrundes Stück GFK quasi ausgestanzt und nach hinten geschoben hat. Der Händler verstand mein Problem nicht und meinte, da schmiert man einfach etwas Spachtel drauf und gut... nein, so einfach wird das wohl kaum, denn das GFK rund um diese Schadstelle ist weich, also ist das Laminat beschädigt und müsste eigentlich neu mit Glas belegt und laminiert werden. Da ist nix mit mal eben etwas Spachtel drauf tun.
Unter der Motorhaube sah es recht gut aus, normaler Verschmutzungsgrad, würde ich sagen. Mich störte nur der ziemlich umfangreiche Einsatz von Isolierband und diverse fliegend verlegte Kabel, die wohl zum Kaltlaufregler gehören. Auch bei der Neuverkabelung der Scheinwerfer kamen offenbar einige Kilometer Isolierband zum Einsatz, genau wie an den Zündspulen -- warum auch immer. Da hat wohl jemand gebastelt.
Die Batterie war nahezu tot, auch mit so einem Starter-Koffer ließ sich der Motor nicht anlassen. Dazu brauchten wir ein anderes Auto. Der Leerlauf war ruhig, ungewöhnliche Qualmwolken oder Gerüche entwickelten sich in 10 Minuten Leerlauf ebenfalls nicht. Insofern scheint der Motor in Ordnung zu sein. Was jedoch nicht in Ordnung ist, ist die Kupplung. Das sagte mir der Verkäufer auch gleich, sie würde bereits deutlich schleifen. Man könnte zwar noch fahren... aber die würde er als Entgegenkommen auch neu machen lassen. Auch soll der Motor nach einiger Fahrzeit schwitzen. OK, die Vette ist ein Sportwagen -- aber bei eine Laufleistung von noch nicht mal 60.000 km finde ich das einwenig früh. Auch war das Fahrwerk vorne ziemlich korrodiert, mich würde nicht wundern, wenn die Vette einige Winter gefahren wurde.
Als ich mich anschickte, den Innenraum anzusehen, sagte mir der Verkäufer noch, dass da noch so ne Lampe brennen würde, er wüsste nicht, was die anzeigen würde. Das konnte ich ihm natürlich dank dieses Forums erklären, da ja schon raus ist, dass es sich um die Airbag-Kontrollleuchte handelt -- also wir es mit einem potenziell defekten Airbag zu tun haben. Ich hatte eigentlich vor, den Fehlercode auf der Probefahrt zu ermitteln, aber dazu kam es dann nicht mehr.
Die neu bezogenen Sitze sind Schmuck in dem Auto, es sind auch elektrisch verstellbare Sitze für Fahrer und Beifahrer. Die Sitze wurden deutlich aufgepolstert, angeblich auch mit Styropor -- ich hoffe ja nicht. Als ich das Radio einschalten wollte, sagte mir der Verkäufer noch, dass es nur noch rauschen würde, aber die Antenne hinten würde sich bewegen. OK, wir haben es also mit einem komplett defekten CD-Kassetten-Radio zu tun. Ich konnte mich dann noch überzeugen, dass die Fensterheber beide funktionieren und in Ordnung sind -- allerdings verschwand links die Innendichtung des Fensters zum Teil in der Tür, wenn ich die Scheibe runtergelassen habe. Weiter kam ich nicht, weil die Batterie schon wieder tot war. Achja, das Zündschloss wackelt übrigens wie ein Lämmerschwanz, ich schätze, das wurde schon ein paar Mal mit Gewalt in die Aus-Stellung gedreht.
Der Innenraum ist insgesamt sehr mitgenommen und abgegriffen, angefangen von der Mittelarmlehne über Risse in der A-Säulen-Verkleidung, die abgegriffene und verkratzte Türverkleidungen bis hin zum Dash. Ich kenne die Corvette noch nicht gut genug, und das Plastik scheint ja recht schnell schlimm auszusehen -- mich beschlichen aber Zweifel, ob die 60.000 Kilometer auch wirklich stimmen.
Weil es mittlerweile fast Mittag war und ein weiterer Interessent kommen sollte, habe ich erstmal die Probefahrt und eine genaue Inaugenscheinnahme verschoben. Den Waschanlagentest konnte ich mir ganz sparen, wenn man da rein fahren würde, würden in jedem Fall die Sitze nass, eine Corvette sei halt nicht wirklich dicht -- trotz Hardtop! Mal Hand aufs Herz, das kann doch nicht wahr sein!
Ich nutzte die Wartezeit auf den Interessenten, um schon mal die Verhandlungsbereitschaft auszuloten. Die war ernüchternd: Da er ja schon die Sitze neu beziehen lassen hat (600 Euro) und auch neue Reifen kaufen (1000 Euro) und die Kupplung reparieren lassen würde (1000 Euro), wäre da nicht mehr viel zu machen. Er könnte grad mal ein paar Hunderter runter gehen. Dass außerdem noch ein neues Radio, eine Airbag-Reparatur, eine neue Batterie und eine Fahrwerksvermessung auf der Liste der dringendsten Reparaturen stehen, war ihm nicht zu vermitteln. Für über 11.000 Euro hätte ich also nur eine teilreparierte, immer feuchte und total verschrammte C4 bekommen, die auch keine Chance auf eine Plakette hat weil ja die Airbag-Leuchte brennt.
Nachdem unsere Vorstellungen unvereinbar waren, brach ich die Verhandlungen ab. Damit war dann natürlich auch die Probefahrt gestorben, dementsprechend habe ich auch keine Fotos zu bieten -- die wollte ich ja im Industriegebiet in aller Ruhe machen.
Also die Frage an die Experten hier im Forum: Ist ein Preis von über 11.000 Euro trotz der von mir beschriebenen Mängel tatsächlich angemessen?
Viele Grüße, Mirko