Restauration/Modifikation preiswert gemacht

[Corv76]

Hallo,
hier möchte ich Euch einmal ein paar Restaurations- bzw. Modifikationsideen für den [size=15]kleinen Geldbeutel [/SIZE] vorstellen.
Meinen "Tisch" zur Unterbringung der T-Tops im Kofferraum kennt Ihr ja schon.

Dachinnenverkleidung (T-Top Headliner Pads)
Herstellung: eine dünne Sperrholz- oder Pressplatte formgenau aussägen, mit (möglichst originalgetreuem) Kunstleder bespannen, ggf. in der richtigen Innenraumfarbe lackieren. Mit doppelseitigem Klebeband oder Corvette-Trim-Screws festschrauben. Den verbleibenden Steg zwischen den Griffen direkt mit Kunstleder bekleben. Sieht im Wagen top aus. Nachteil. Man verliert ca.1 cm Kopffreiheit gegenüber den Originalen.



Rücksitzverkleidung (Seat Backs)
Herstellung: Möglichst originalen Innenteppich nehmen (hatte noch Reststücke, weil ich den gesamten Innenraum mit Autoteppich "von der Rolle" habe restaurieren lassen), beim Teppichhändler die Ränder umnähen lassen, anhängen, fertig. Besser als offen, und sieht für einen Laien aus wie original.



Einstiegsleisten (Door Sill Plate)
Meine Einstiegsleisten waren völlig zerkratzt. Ich habe sie abgeschliffen und mit Kunststoff-Chromband (EUR 4,95) aus dem Baumarkt (kein Aluband) wieder restauriert. Genau arbeiten, überstehende Ränder immer mit Klinge aus Tapetenmesser abschneiden. Luftblasen mit Nadel ausstechen. Man kann die Folie selbst bei nahem Hinschauen hinterher nicht erkennen! Nachteil: Kunststofffolie ist kratzempfindlich.
Aluband geht auch, aber da sieht man die Ränder. Und so unglaublich es klingt, dieses Kunststoff-Chromband glänzt wie echter Chrom. Die im Original schwarzen Teile (Riffelung), die natürlich nicht mit dem Band überklebt werden, anschließend mattschwarz airbrushen (Pistole kostet ca EUR 20,-). Airbrushen ist easy. Habe ich an der Mittelkonsole erstmalig probiert, hat gleich geklappt. Auf dem Bild sind die entsprechenden Teile der Leiste noch nicht schwarz lackiert.
Auf dem Bild ist ein Teil der Türverkleidung zu sehen. Die war völlig kaputt, daher habe ich sie komplett mit Vinyl überzogen.



Scheibenwischerschachtabdeckung (Wiper Arm Cover):
Mein größter Stolz. Selbstbau aus Kunststoffplatte. Herstellen der Schablone ist viel Arbeit, es müssen auch erst Prototypen hergestellt werden. Verkaufe ich auch bei EBAY.



Steinschlagschutz
Aus Abfall von den o.a. Platten mit Stichsäge ausgesägt und mit doppelseitigem Klebeband befestigt. Habe ich an allen 4 Kotflügeln, auf dem Foto sieht man die Ausfertigung vorne rechts. Vermindert Steinschlag.
Den auf dem Bild noch zu sehenden Rocker Panel habe ich auch reparieren müssen. Vorne fehlte -wohl wegen einer ehemaligen Sidepipe-Anlage- ein großes Stück. Habe ich mit Kunstharzmatten ausgebessert, dann silbern lackiert.
Gut sieht man auf dem Bild auch den Glanz der Felgen. Die habe ich gebraucht (völlig verrottet/korridiert) erstanden, mit Hand ca 1 mm abgeschliffen, dann poliert.



Haubenisolierung (Hood Insulation)
Fehlt bei vielen Corvettes. Problem: Die Haube wird sehr heiß, die Farbe kann leiden. Improvisierte Lösung: Heizungsisolierfolie (Styropor/Alufolie, ca 5 mm dick) aus dem Baumarkt. Schablone schneiden, Original erstellen, dann anbringen (Vorsicht, die Isolierfolie bricht leicht). Mit doppelseitigem Klebeband zur Montage grob befestigen (Motorhitze löst die Klebebänder später wieder), die originalen Befestigungen nutzen (bei mir fehlten zwei in der Mitte, habe dafür zwei Schrauben angeklebt und Karosseriescheiben draufgesteckt). In der Mitte einen stabilen Draht einbauen, der die Isolierung nach oben in die Haubenkontur drückt (dicker Gartendraht). Den Draht habe ich hinterher mit Alu-Klebeband überklebt. Unten Richtung Kühler hält das doppelseitige Klebeband, oben klemmt man die Isolierung in den vorhandenen Schlitz in der Haube ein.
Wirkung ist unglaublich. Haube bleibt fast kalt. Kosten: ca EUR 7,-
Angenehmer Nebeneffekt: Wenn der Wagen in der Garage steht, refektiert die Isolierung das Tageslicht in den Motorraum, es ist taghell.



Zu guter Letzt.
Nachteil der Vorschläge ist fehlende Originalität. Vorteil der Preis. Und man ist stolz auf eigene Leistung. So habe ich z.B. viel Geld bei der Innenraumrestauration gespart, viele Teile sind selbst gebaut, repariert oder mit Kunstleder (mit original-ähnlicher Maserung) selbst bezogen. Meine erste Arbeit (1989) war das Beziehen der Frontscheibeninnenverkleidungen (Pillar Post and Header Moldings). Die habe ich in mühsamer Handarbeit mit einer ehemaligen Tischdecke aus Kunstleder (!) bezogen, perfektes Ergebnis. Das Kunstleder in und um die oberen Ecken der Pillar Posts zu bekommen hat Tage gedauert.

Inzwischen bin ich auf dem "Originalität-Trip". Viele selbst gebaute Teile besitze ich (z.B. durch Ebay) jetzt auch im Original. Stolzer bin ich aber auf die Selbstbauten. Die bleiben teilweise auch drin, um die Originale zu schonen.

Gruß Dietmar

PS: Noch eine wahre Pointe am Schluss. 1989 habe ich mit Rauchen aufgehört und meine Corvette erstanden. Meiner Frau habe ich damals versprochen, mit dem eingesparten Geld die Restauration der Corvette zu finanzieren. Ich habe mein Versprechen gehalten. Wenn auch nur knapp. Deshalb mache ich so viel selbst.

[Split]

Hallo Dietmar,

auch wenns nicht original ist, wenn du damit Leben kannst ist es ok.Immerhin zu den Ideen

@ Kunstleder. Aber nicht die Karosse komplett beziehen weil du so eifrig dabei bist

Carsten

[Frank the Judge]

Respekt vor so viel Kreativität.
Und gut, dass das Geld statt zu Marlboro in die Corvette ging.
Grüße

[SilverGER]

Kann mich dem Respekt vor dieser Kreativität nur anschließen!

Was mich aber interessiert: die Scheibenwischer-Schachtabdeckung hatte ich bei ebay auch schon gesehen, aber wenn ich das recht verstehe, verkleidet sie den Blick auf das Gestänge bei geöffneter Haube. Man öffnet doch aber die Haube gerade deshalb, um an alles möglichst gut "dranzukommen", und die Optik spielt doch da eine eher untergeodnete Rolle?? Oder habe ich da was mißverstanden?

Grüße aus der Wetterau

Patric

[Corv76]

Hallo Patric,
Du hast es nicht missverstanden. Die Verkleidung dient nur der Optik. Lässt man mal außer Betracht, dass man auch gut Werkzeug darauf ablegen kann.

An das Gestänge heranzukommen, ist weiterhin kein Problem. Ich habe die Verkleidung mit zwei Stücken doppelseitigem Klebeband (je ca 2 x 4 cm groß, geht auch kleiner) nur an den äußersten Seiten befestigt. Also kann man sie einfach abheben (z.B. zum Aussaugen des Schachtes) und immer wieder rankleben.

Bis Bj 1972 einschließlich war ja auch eine (vacuumgesteuerte) Klappe über dem Schacht (die sah natürlich besser aus). Hat GM dann ab 1973 geändert und einfach nur die Haube verlängert. So kann man ab Bj 73 in den -ja nun wirklich nicht hübsch anzusehenden- Schacht hineinblicken.

Der Originalität des Wagens wird also kein Abbruch geleistet.

Gruß Dietmar

[Marijn]

Respekt, das mit der Haubenisolierung mach ich auch !

Gruß Marijn